9 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank

Nachhaltiger zu leben wird in aktuellen Zeiten vielen Menschen immer wichtiger. Sobald man sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, landet man früher oder später auch bei dem eigenen Kleiderschrank. Diesen fairer zu gestalten, ist vielen ein großer Wunsch. Denn die Bedingungen der Fast Fashion, die Ausbeutung der Arbeiter*innen in den Entwicklungsländern und die pestizidbelasteten Rohstoffe in der Fast Fashion sprechen für sich – und ganz klar dafür, dass ein nachhaltigerer Modekonsum dringend notwendig ist. Doch wie gelingt es, dieses Projekt für mehr Nachhaltigkeit in die Tat umzusetzen? Noch dazu, ohne alte Kleidung wegzuwerfen, ohne Unmengen von Geld auszugeben und ohne Verzicht?
 

Bereits existierende Fast Fashion Teile integrieren

Zunächst einmal verabschieden wir uns am besten von dem Gedanken, dass ein radikaler Schnitt nötig ist, um den Umstieg zu einem nachhaltigen Kleiderschrank zu ermöglichen. Besser ist es, meiner Meinung nach, sich auf den Prozess zu konzentrieren. Das heißt, bereits vorhandene Fast Fashion Teile müssen nicht aus dem Schrank verbannt werden – künftige Konsumentscheidungen sollten zwar möglichst nachhaltiger ausfallen, aber auf dem Weg dahin weiteren Müll zu produzieren wäre bloß kontraproduktiv.
 Für die Produktion der bereits existierenden Kleidungsstücke im Schrank wurden bereits Ressourcen aufgewendet, daher sollten die Teile auch so lange wie möglich getragen werden, damit sie weiterhin ihren Zweck erfüllen können. Auch das ist Nachhaltigkeit.

Überblick verschaffen, neu sortieren

Nun ist es hilfreich, sich einen Überblick über alle im Schrank vorhandenen Teile zu verschaffen. Dafür wird der Kleiderschrank idealerweise einmal ganz leergeräumt. Denn nur so wird man sich darüber bewusst, über wieviel Kleidung man tatsächlich verfügt. Damit dann aber kein Gefühl der Überforderung aufkommt, während man vor einem einzigen riesigen Kleiderhaufen steht, konzentriert man sich nun auf jedes Kleidungsstück einzeln. Bei noch gut erhaltenen Stücken können die Fragen „Mag ich dieses Teil? Trage ich es? Werde ich es künftig tragen?“ helfen. Teile, die man nicht mehr trägt, können im nächsten Schritt weitervermittelt werden. Stücke, die generell nicht mehr getragen werden können, können zum Recycling gegeben werden, sodass im Anschluss wieder neue Kleidung aus alten Materialien entstehen kann.

Schließlich sortiert man alle Kleidungsstücke, die man behalten möchte, neu in den Kleiderschrank ein – im Idealfall so, dass man auf einen Blick sieht, was alles vorhanden ist, und mit einem neu geschaffenen Bewusstsein über die eigenen Besitztümer.
 Sich auf diese Weise mit dem eigenen Stil vertraut zu machen, wird sich auch in Zukunft auszahlen, wenn neue Konsumentscheidungen getroffen werden sollen. So lässt sich der eigene Kleiderschrank auf weite Sicht nachhaltig verbessern.

{Photo by Jule Klattenberg}
{Photo by Jule Klattenberg}

Alte Kleidung verkaufen, tauschen oder spenden

Die Kleidungsstücke, die man nicht mehr behalten möchte, können anschließend verkauft werden. Hierfür bieten sich Online-Plattformen oder Secondhand-Läden an. So kann eine andere Person vielleicht noch Freude finden an Kleidungsstücken, die im eigenen Schrank bloß herumliegen würden. Eine weitere Idee ist, Kleidung mit Freund*innen zu tauschen – dies kann nicht nur Spaß machen, sondern sorgt vor allem auch dafür, dass zwei Seiten wieder „neue“ Kleidung bekommen, und eigene Kleidungsstücke nicht ungetragen bleiben. Alternativ kann man natürlich Kleidung, die man nicht mehr trägt, auch verschenken oder spenden. So schafft man zum einen Platz im eigenen Schrank für die Teile, die man auch wirklich trägt, und tut zusätzlich noch etwas Gutes, indem man beispielsweise durch generierte Spenden soziale Institutionen oder Projekte unterstützt.

Secondhand kaufen

Wer auf der Suche nach neuer Kleidung ist, kann auch inmitten alter Kleidung fündig werden. In Secondhand-Shops einzukaufen ist ebenfalls nachhaltig, denn so werden bereits existierende Kleidungsstücke möglichst lange getragen und im Produktkreislauf gehalten. Auch in vielen Online-Shops gibt es inzwischen die Möglichkeit, in Kategorien wie „nachhaltig“ oder „pre-owned“ zu shoppen.

Weniger Neues kaufen, besser planen

Besonders bei preislich reduzierten Teilen fällt es anfangs vielleicht schwerer, dem Drang etwas Neues zu kaufen, zu widerstehen. Dabei sind Impulskäufe oder Trendkäufe in der Mode meist nicht sonderlich nachhaltig. Um so etwas in Zukunft zu verhindern, und stattdessen bewusster und achtsamer zu konsumieren, ist es sinnvoll, sich vorher gut zu überlegen, was man wirklich braucht. Ist der Kauf wirklich notwendig? Eine konkrete Liste, die schon auf bestehende Teile aufbaut und den eigenen Stil berücksichtigt, kann ich hier sehr empfehlen. Dem Sprichwort nach ist Vorfreude schließlich die schönste Freude, und man lernt den Wert von Kleidung definitiv wieder mehr zu schätzen. Und wird ein spezielles Outfit für einen besonderen Anlass gesucht, welches danach aber voraussichtlich nicht mehr getragen wird, dann kann auch einfach Kleidung geliehen werden. Auch hierfür gibt es online immer mehr Angebote.

Beim Neukauf von Basics auf Fair Fashion setzen

Sobald alte Fast Fashion Basics abgetragen sind, können sie durch Fair Fashion Varianten ersetzt werden – aus nachhaltigen Materialien hergestellt und fair produziert. Dadurch, dass diese qualitativ hochwertiger und daher langlebiger sind, hat man länger Freude an den Teilen und muss folglich weniger oft etwas nachkaufen. Mit Basics lässt sich außerdem eine sogenannte Capsule Wardrobe kreieren: hierfür werden einige Basic Teile immer wieder neu miteinander kombiniert und mit Accessoires aufgewertet, sodass mit nur wenigen Teilen viele verschiedene Outfits zusammengestellt werden können. In Klassiker investieren, lautet hier also die Devise – und auf Qualität zu setzen statt auf Quantität.
 
Sorgfältig mit Kleidung umgehen 

Ein weiterer wichtiger Punkt im Umgang mit Kleidung ist Sorgfalt. Das bedeutet zum Beispiel, dass man die enthaltenen Pflegehinweise beachtet. Es kann außerdem bedeuten, kaputte Kleidungsstücke zu reparieren oder reparieren zu lassen, und alte Teile nach neuen Bedürfnissen abzuändern oder ändern zu lassen. Auch ein Umstyling einzelner Kleidungsstücke zu neuen, genannt Upcycling, verschafft Aussortiertem ein neues Leben.

Materialien und Siegel kennen

Fair Fashion setzt auf nachhaltige Materialien. Dies können zum Beispiel Bio-Baumwolle, Lyocell, recycelte Kunststoffe oder Bio-Leinen sein. Das Befassen mit gängigen und anerkannten Siegeln, die Fair Fashion kennzeichnen, ist besonders wichtig. Nur so kann man nämlich sichergehen, dass der Anbau wirklich umweltfreundlich und die Produktionsbedingungen auch wirklich fair sind. Weit verbreitete Siegel sind zum Beispiel das GOTS-Siegel oder das der Fair Wear Foundation, aber auch PETA approved vegan, das eine Herstellung ohne tierische Produkte garantiert.
 Ein nachhaltigerer Konsum geht generell meist damit einher, mehr Fragen zu stellen, nach den Bedingungen der Herstellung von Produkten beispielsweise. In Bezug auf Mode wird es daher zur neuen Routine, auf die Herkunft von Kleidungsstücken zu achten, und darauf, dass Umwelt und Menschen wie auch Tiere bei der Herstellung möglichst keinen Schaden nehmen.

Prozess statt Perfektion

Der Weg zum nachhaltigen Kleiderschrank ist somit vielmehr ein immerwährender Prozess – und kein Umstieg, der von heute auf morgen stattfinden wird. Außerdem hilft es, sich vor Augen zu führen, dass die Welt nicht einige wenige Menschen braucht, die Nachhaltigkeit perfekt leben – sondern viele, sehr viele, Menschen, die ihr Bestes geben, um ihr Leben auf der Erde und damit unsere Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Der Weg ist das Ziel.

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