Auf den Grundmauern einer niedergebrannten Synagoge: Das Gröschlerhaus in Jever.

Das Zentrum für Jüdische Geschichte zeigt die Historie den Juden der Region Friesland und Wilhelmshaven. Das Gröschlerhaus in Jever wurde nach den beiden letzten Vorstehern der Jüdischen Gemeinde Jever benannt, den beiden Brüdern Hermann (1880 Jever – 1944 KZ Bergen-Belsen) und Julius Gröschler (1884 Jever – 1944 KZ Ausschwitz).

Hermann Gröschler leitete zusammen mit seinem Bruder eine erfolgreiche Rohprodukt- und Altwarenhandelsfirma „Simon Gröschler KG“ in Jever. Zusammen mit seiner Frau Änne Gröschler hatte er drei Kinder. Die angesehene Familie war zunehmend der antisemitischen Politik des Regimes ausgesetzt, so wurde ihr die Wohnung gekündigt und einer der Söhne vom Besuch des Gymnasiums ausgeschlossen. Allen drei Kindern gelang es in den Folgejahren ins Ausland zu emigrieren. Nachdem das Ehepaar Gröschler aus einer weiteren Wohnung gekündigt wurde, emigrierten sie 1939 schließlich nach Groningen. 1942 sah sich das Ehepaar, aufgrund der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht, gezwungen unterzutauchen und sich zu verstecken. Noch im gleichen Jahr wurden sie entdeckt, verhaftet und kamen 1944 in das Konzentrationslager nach Bergen-Belsen. Hermann Gröschler verstarb nach nur etwa zwei Wochen an Herzversagen. Seine Frau konnte im April 1944 das Konzentrationslager verlassen.

Julius Gröschler war nach seinem Bruder der Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Ihm gelang die Emigration nicht. Er wurde 1940 von der geheimen Staatspolizei, dem Landkreis Friesland und der Stadt Jever haftbar gemacht, da die angeordnete Zwangsumsiedlung der jeverschen Juden in deutsche Großstädte innerhalb von sechs Wochen tatsächlich erfolgte. Julius Gröschler wurde 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Das Gröschlerhaus wurde im September 2014 gegründet und ist seither noch in der Aufbauphase. Es ist kein typisches Museum mit Exponaten zur jüdischen Kultur, sondern viel eher ein Informations- und Veranstaltungszentrum zur

jüdischen Geschichte in der Region. Auf 140 Quadratmetern wird die Zeitgeschichte mit Bildern und Texten und historisch aufgearbeitet. Mit dem Neubau konnten aber auch Reste der jüdischen Schule und der Mikwe erhalten bleiben und sind somit heute Teil des Zentrums.

Teil einer Torahrolle mit Torahmantel
Treppenabgang zur Mikwe (1893).

In der Ausstellung sind Reste der zerstörten jüdischen Schule zu sehen, ebenso wie die Mikwe. Eine Mikwe bezeichnet im Judentum das Tauchbad. Das Wasser wird nicht zur hygienischen Reinigung genutzt, sondern zur Reinigung von ritueller Unreinheit durch Untertauchen. In ein Mikwebecken steigt man grundsätzlich allein, lediglich eine weitere Person ist anwesend, um den Tauchgang für gültig zu erklären, dass alles gemäß den Geboten stattfindet. Diese Person ist bei Frauen immer eine Frau und bei Männern immer ein Mann.

Die Synagoge wurde 1938 während der Novemberpogrome fast vollständig zerstört. 1953 wurde auf den Grundmauern der niedergebrannten Synagoge ein Geschäftshaus errichtet. Nach jahrelanger Vermietung wurde das Haus 2014 vom Zweckverband Schlossmuseum gemietet und zusammen mit dem Arbeitskreis „Juden in Jever“ entstand das Gröschlerhaus in Jever.

Heute dient das Gröschlerhaus unter anderem auch aus außerschulischem Lernort für die Fächer Geschichte, Politik, Religion und Werte/Normen.

Sandsteinreste der Fassadengliederung der 1938 zerstörten Synagoge

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