Work and Travel in Neuseeland

Work and Travel in Neuseeland ist sicherlich kein Geheimtipp mehr. Doch Land und Leute sind die Reise und ihre Erlebnisse wert. Die Angebote der Agenturen und Reisebüros sind vielseitig und unübersichtlich. Damit auch dein Abenteuer mit unvergesslichen Erinnerungen endet, gebe ich dir ein paar Tipps, wie du dir deinen Traum von Work and Travel in Neuseeland selbst und individuell verwirklichen kannst.

Deine Reise eigenständig oder mit einer Organisation zu planen, hat beides Vor- und Nachteile. Ich war damals das erste Mal allein mit einer Freundin unterwegs und bezüglich der Reiseplanung einfach zu unerfahren, um mir diese Planung zuzutrauen. Im Nachhinein hätte ich es anders gemacht, da bei unserem gebuchten „Starter-Paket“ ein paar Dinge schiefgelaufen sind, für die letztendlich keiner verantwortlich gewesen sein wollte. Bei deiner eigenen Planung kannst du über alles selbst bestimmten und bist nicht von anderen abhängig. Außer der Anreise und den ersten drei Tagen habe ich meine Reise jedoch alleine organisiert.

Laut einer 2019 veröffentlichten Studie von auslandsjob.de möchten 42,9 Prozent der Befragten ihren Work-&-Travel-Aufenthalt komplett selbst organisieren, 38,8 Prozent hingegen möchten sich Hilfe für die Flugbuchung holen.

Mache dir vor Beginn deiner Reise Gedanken, wie du deinen Aufenthalt verbringen möchtest und welche finanziellen Mittel dir zur Verfügung stehen. 

Meiner Meinung nach geht man die Reise entspannter an, wenn man etwas Geld beiseitegelegt hat, falls der nächste Job in Neuseeland auf sich warten lässt. Bei deiner Einreise nach Neuseeland kann zudem ein Nachweis über ausreichend finanzielle Mittel verlangt werden. 

Dieser beträgt 4200 NZD, ungefähr 2400 Euro (New Zealand Immigration, Stand Ende Mai 2020). Meistens reicht jedoch auch ein bereits gebuchter Rückflug.

Ein paar Fakten

70.002 Personen haben 2017 ein Working Holiday Visa (WHV) erhalten. Im Jahr 2007 waren es 32.834.
Von diesen 70.002 wurden 2017 15.089 Visa an deutsche Staatsbürger vergeben. Damit wurden die meisten WHV an Deutsche vergeben.
Mit 19 Jahren ist das Alter der Deutschen, die mit einem WHV nach Neuseeland einreisen am geringsten. Danach kommen die Dänen mit 21 Jahren.
54% der Deutschen, die mit einem WHV nach Neuseeland reisen sind weiblich.
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Tipps vor deiner Anreise

1. Visum beantragen

Für deinen Work-&-Travel-Aufenthalt in Neuseeland benötigst du ein „Working Holiday Visa“. Das Visum ermöglicht dir, im Gegensatz zu einem Touristenvisum, bis zu einem Jahr, beginnend ab der Einreise, in Neuseeland zu bleiben und arbeiten zu dürfen. Dieses Visum beinhaltet also gleichzeitig deine Arbeitserlaubnis. Vergeben werden unbegrenzt viele Visa an deutsche Staatsbürger im Alter von 18 bis 30 Jahren. Das Visum kann nur ein einziges Mal im Leben beantragt werden. Das Visum beantragst du bei der neuseeländischen Einreisebehörde. 

Sobald du „Working Holiday Visa New Zealand“ in die Browser-Suche eingibst, wird dir direkt die Seite der neuseeländischen Behörde angezeigt. Anbei findest du einen QR-Code zu einem YouTube-Video, das dir Schritt für Schritt erklärt, wie die Beantragung abläuft. Das Visum kostet aktuell 280 NZD, das entspricht ungefähr 160 Euro (New Zealand Immigration, Stand Ende Mai 2020). Bezahlt werden kann das Visum nur mit einer Kreditkarte (Visa oder MasterCard). Prinzipiell solltest du das Visum ein paar Monate im Voraus beantragen, da sich die Bearbeitungszeit nicht voraussagen lässt. 

2. Flug buchen

Flüge nach Neuseeland sind sehr teuer, das solltest du im Reisebudget einplanen. Einen Nonstop-Flug gibt es verständlicherweise nicht. Die meisten Flüge gehen über Südostasien. Ich bin damals mit Emirates von Hamburg nach Dubai und von dort über Melbourne nach Auckland geflogen und habe dafür rund 24 Stunden gebraucht. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Flüge einzeln zu buchen. Damit sparst du sicherlich Geld, es ist aber auch unsicherer, wenn du mit unterschiedlichen Airlines buchst. Mache dir vorher Gedanken, ob du direkt nach Neuseeland fliegen oder einen Zwischenstopp einlegen möchtet. Dadurch wirst du flexibler in der Flugbuchung. Aber direkt nach Neuseeland zu fliegen, lohnt sich auch.

Es gibt zudem „Open Return Tickets“. Du buchst deinen Rückflug bereits, doch du hast die Möglichkeit, diesen einmal kostenfrei umzubuchen. Das ist besonders interessant, da sich Pläne manchmal ändern. Ich habe mich damals beispielsweise doch noch dazu entschieden, nach meinem Neuseelandaufenthalt nach Australien zu fliegen, und musste lediglich die Flughafensteuer zahlen. 

 https://www.open-return-ticket.de

Auch bei Flügen mit nur einer Airline geht nicht
immer alles gut. Das Gepäck einer Freundin
kam nicht mit uns zusammen in Neuseeland
an und sie musste mehrere Tage darauf warten.
Es war unklar, ob sich das Gepäck in Hamburg,
 Dubai oder Melbourne befindet.

3. Auslandskrankenversicherung

Du reist ins außereuropäische Ausland und dementsprechend übernimmt deine Krankenkasse die Leistungen nicht oder zumindest nicht vollständig. Ein ausreichender Schutz ist ein Muss! Die neuseeländischen Behörden können einen entsprechenden Nachweis bei deiner Einreise verlangen. Ansonsten wirst du alle deine Arztkosten oder Krankenhausrechnungen alleine tragen müssen und passieren kann immer etwas. Bist du aber entsprechend abgesichert, kannst du die Rechnungen bei deiner Versicherung einreichen und bekommst die Kosten zurückerstattet. 

Im Internet kannst du bei Secure-Travel unter „Auslandskrankenversicherung Work and Travel“ verschiedene Versicherungen für deinen Reisezeitraum vergleichen. Meine Auslandsversicherung habe ich damals  mit der Hanse-Merkur abgeschlossen, habe aber auch gute Erfahrung mit der Versicherung der Ergo gemacht.

4. Kreditkarte

Da du in einem außereuropäischen Land reist, wirst du eine Kreditkarte benötigen, da nicht alle Automaten EC-Karten akzeptieren und hohe Gebühren anfallen können. In Neuseeland kannst du ein neuseeländisches Bankkonto eröffnen, aber für alle vorherigen Zahlungen ist eine Kreditkarte ratsam. Die Auswahl an Anbietern kann etwas überfordern, doch es gibt gute Vergleiche. Auf ihrem Blog „viel unterwegs“ hat die Reisebloggerin Katrin verschiedene Kreditkarten mit Vor- und Nachteilen verglichen. Ich habe die Kreditkarte der DKB. Diese ist für junge Personen kostenlos und du bist ein Jahr „Aktivkunde“. Das heißt, du musst kein monatliches Einkommen haben und zahlst keine Gebühren für die Währungsumrechnung. Die Beantragung funktioniert schnell und unkompliziert online. Du kannst dich jedoch auch bei deiner Bank beraten lassen.

5. Arztbesuche

Vor der Abreise empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt, um auch jährlich stattfindende Vorsorgetermine wahrzunehmen. Zudem solltest du deinen Impfschutz kontrollieren lassen. Laut dem Auswärtigen Amt sind für die Einreise aus Deutschland nach Neuseeland keine Impfungen vorgeschrieben. Es werden lediglich die in Deutschland bekannten Impfungen empfohlen.

Kümmere dich zudem rechtzeitig um alle benötigten Medikamente, da es nicht unbedingt alle Medikamente in Neuseeland gibt und du so Arztbesuche für Rezeptausstellungen vermeiden kannst. Mitgeführte Medikamente müssen auf dem Einreiseformular (Arrival Card) angegeben werden. Das Auswärtige Amt rät zudem dazu, ärztliche Rezepte und Originalverpackungen mitzuführen.

6. Einreisebestimmungen

Informiere dich vor deiner Reise über die Einreisebestimmungen von Neuseeland. Die Kontrollen am Flughafen sind sehr streng, da Neuseeland den Schutz des Landes und der Natur sehr ernst nimmt. Frische Lebensmittel, Pflanzen und Tierprodukte dürfen beispielsweise nicht eingeführt werden, Campingausrüstung und Schuhe sollten sauber und frei von Rückständen sein.

Die Informationen findest du auf der
Webseite des Auswärtigen Amtes
unter der Rubrik „Neuseeland: Reise-
und Sicherheitshinweise“ (Stand Ende Mai 2020).

Gib bei deiner Einreise lieber zu viel an, als zu wenig. So gerätst du nicht unter Verdacht. Aber bitte keine Angst, die Neuseeländer sind wirklich nette und hilfsbereite Personen, denen ihr Land am Herzen liegt.

7. Packliste schreiben

Überlege dir, ob du mit einem Rucksack oder einem Koffer reisen möchtest. Ein Koffer bietet mehr Komfort, ein Rucksack ist jedoch kompakter und flexibler zu transportieren. Da ich damals nur mit einem 60-Liter-Rucksack gereist bin, waren meine Kapazitäten begrenzt und ich musste sehr strukturiert packen. Für viele unterschiedliche Outfits hatte ich keinen Platz. Ich habe daher von allem etwas mitgenommen, da sich das Wetter schnell ändern kann und für die Arbeit auch alte Klamotten hilfreich waren.

Empfehlen kann ich dir auf jeden Fall einen Schlafsack. In vielen Hostels wird Bettwäsche zur Verfügung gestellt, doch den eigenen Schlafsack zu haben, ist ein sehr angenehmes Gefühl. Denke auch an die notwendige Technik. Der nachfolgende QR-Code zeigt dir eine Packliste, die du individuell anpassen kannst.

8. Verträge und Abonnements kündigen

Zudem solltest du alle deine Verträge und Abonnements rechtzeitig kündigen, damit du nicht während deines Neuseeland-Aufenthaltes noch Miete oder z.B. das Abonnement einer nicht mehr benötigten Zeitung zahlen musst. Auch deinen Handyvertrag solltest du kündigen oder pausieren, da du in Neuseeland eine neue Prepaid-SIM-Karte kaufen solltest. Das ist nicht nur im einiges günstiger, viele Arbeitgeber beispielsweise verlangen eine neuseeländische Kontaktnummer.

9. Unterkunft buchen

Zumindest für die ersten Nächte solltest du bereits vorab eine Unterkunft buchen. Ich habe damals drei Übernachtungen vorab gebucht, mehr Nächte sind jedoch auch nicht verkehrt, um erst einmal anzukommen. Für welche Art von Unterkunft du dich entscheidest, bleibt dir überlassen. Ich finde Hostels praktisch, da man immer neue Leute kennenlernt. Und falls du alleine reist, entstehen spätestens auf deinem Zimmer die ersten Kontakte. Allerdings ist es auch nicht verkehrt, für die ersten Nächte in ein Einzel- bzw. Doppelzimmer zu investieren. Nach 24 Stunden Flug sehnt man sich nach einer ruhigen Nacht. Ich buche meine Unterkünfte meistens unter hostelworld.com. Ich würde dir eine Unterkunft im Stadtzentrum empfehlen, da du dann direkt mittendrin bist.

10. Autokauf

Ein Auto in Neuseeland zu kaufen und damit zu reisen, ist eine gute Idee. Mit einem Auto ist man flexibel und kann Neuseeland viel intensiver und freier kennenlernen. Wahrscheinlich wirst du in Auckland oder einer anderen größeren Stadt ankommen. Ich würde dir empfehlen, dich nicht direkt auf das erstbeste Auto zu stürzen. Viele Backpacker-Autos sind bereits sehr alt und nicht alle sind in technisch gutem Zustand. 

Dringend rate ich dir von sogenannten „Car-Markets“ ab! Dort werden Autos in schlechtem Zustand verkauft, meist ohne Garantie und zu hohen Preisen. Lasse dir bei der Suche lieber Zeit und schaue auch in kleineren Orten nach Autos.

Solltest du dir nicht sicher sein und wenig Ahnung von Autos haben, empfiehlt es sich, einen „Car-Check“ machen zu lassen. Am besten kontaktiert man eine Werkstatt in der Nähe und fragt, ob sie das Auto einmal durchsehen können. 

Dieser Check kostet zwar etwas Geld (bei uns damals $40), und wenn du das Auto dann nicht kaufst, ist es schade. Es hat uns damals aber vor dem Kauf eines Autos mit mindestens $900 Reparaturkosten bewahrt.

Foto von Katharina Ivens

11. Bankkonto eröffnen

Möchtest du in Neuseeland arbeiten, musst du auch ein neuseeländisches Bankkonto eröffnen, da Arbeitgeber nicht auf ausländische Konten überweisen und du Steuern zahlen musst. Zudem kannst du flexibler Geld abheben und musst nicht immer die Gebühren der Währungsumrechnung zahlen.

Doch auch hierbei musst du nicht direkt nach deiner Ankunft tätig werden, da du sicherlich nicht in den ersten Tagen arbeiten wirst. Vereinbare einen Termin mit einer Bank und los geht’s. Bei uns war es damals sehr unkompliziert.

12. Jobsuche

Bereite dich bereits zuhause auf die Jobsuche vor, indem du einen englischen Lebenslauf mitnimmst oder zumindest digital zur Verfügung hast. Grundsätzlich darfst du mit deinem Visum keinen permanenten Job annehmen. Ansonsten bietet Neuseeland ein vielseitiges Job-Angebot. Es gibt die Möglichkeit, sich bei Plattformen wie „Wwoof“ oder „HelpX“ zu registrieren. Du arbeitest beispielsweise bei Familien und hilfst ihnen auf ihrer Farm und bekommst dafür Unterkunft und Verpflegung gestellt. Praktisch sind zudem Jobs als Erntehelfer, da diese flexibel sind. Natürlich kannst du in Restaurants oder anderen Läden arbeiten. Häufig vermitteln auch Hostelbesitzer Jobs in der Umgebung. Immer nachfragen und nach Aushängen schauen! Doch Vorsicht: Achte immer auf ein „Minimum Wage“-Gehalt! Erntehelfer-Jobs werden häufig pro gepflückten Kilo bezahlt. Die Bezahlung fällt meist sehr gering aus. Ich hatte allerdings nie Probleme, rechtzeitig einen guten Job zu finden.

13. Der allerwichtigste Tipp

Genieße deine Zeit! Neuseeland ist ein wahnsinnig interessantes und vielseitiges Land mit unglaublich gastfreundlichen und liebenswerten Menschen. Ich hatte eine tolle Zeit und Erlebnisse, an die ich gern zurückdenke. Viel Spaß bei deinem Abenteuer!

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