„Das Radio ist ein Begleiter in jeder Lebenslage.“ – Carmen Wilkerling, Radio-Moderatorin

Es ist 03:15 Uhr und Carmens erster Wecker klingelt. Es folgen zwei weitere auf dem Handy, zwei auf dem iPad und ein analoger Wecker.

Carmen Wilkerling ist 31 Jahre alt und arbeitet seit Juli 2020 als Morningshow-Moderatorin bei Radio FFN. 

Wilhelmshaven ist für mich ein ganz besonderer Platz, an dem ich mich beruflich orientiert und privat auch gefunden habe, erzählt uns Carmen, als wir uns an einem sonnigen Vormittag über Zoom treffen.

Außer über ihr Studium sprechen wir von ihrer Arbeit beim Radio und ihrem Weg dorthin, und sie gibt zukünftigen Absolventen_innen Tipps für deren weiteren Weg

Die Liebe zum Radio hat Carmen während ihres Studiums entdeckt: Im Sommersemester 2010 startete sie ihr Medienwirtschaft- und Journalismus-Studium an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. Zuvor studierte sie ein Semester Philosophie-Künste-Medien an der Universität Hildesheim. Dort war ihr der Philosophieanteil aber zu hoch und sie hat wenige Chancen auf dem Arbeitsmarkt gesehen. Außerdem wollte Carmen mehr Praxisbezug haben. 

 Medienwirtschaft und Journalismus hat die damals 20-Jährige gereizt, da die breite Aufstellung des Studienganges Einblick in viele Bereiche bietet und die Module sehr ansprechend und interessant wirkten. Von Informatik über Rechnungswesen bis hin zu den journalistischen Modulen fand ich es total gut, dass man in alle Sachen mal einen Einblick hatte“, erzählt die Moderatorin. Besonders die Informatikmodule haben ihr sehr gefallen, auch wenn ich nicht so gut darin war“.

Das Einzige, was Carmen in ihrem Studium gerne mehr vertieft hätte, waren die Social-Media-Inhalte.

Ihre ersten Schritte im Radio hat Carmen bei Campus Life gemacht und dabei auch ihre Liebe zum Radio entdeckt: Es ist ein schnelles Medium, was trotzdem mit Leidenschaft und Kreativität zu tun hat.Und so wie Carmen über ihren Job und ihre Kollegen redet, merkt man ihr die große Leidenschaft an. Mit einem strahlenden Lächeln erzählt die junge Frau von ihrem Praxissemester bei Radio Schleswig-Holstein (RSH), das für ihre weitere Karriere sehr ausschlaggebend war: Ich wurde gefördert und gefordert. Carmen hatte sehr viel Freiraum, wodurch sie im positiven Sinne ins kalte Wasser geschmissen wurde.Schon bald durfte sie auch Live on Airmit dabei sein und eine Show mit moderieren. Ihr Vorbild ist Volker Mittmann, Moderator bei RSH. Carmen bewundert ihn sehr für seinen Arbeitseinsatz und sieht ihn als Mentor: Meiner Meinung nach ist er der beste Moderator Schleswig-Holsteins!

 

Zudem hatte das Praxissemester einen weiteren entscheidenden Vorteil: Hinter den Kulissen sei man gut vernetzt, und dadurch habe die damals Anfang-20-Jährige viel Vitamin Bbekommen. Zudem konnte sie in der Zeit viel auf professioneller Ebene aufnehmen und bei späteren Bewerbungen als Airchecks verwenden. 

Als wir die Moderatorin fragen, was sie so am Radio reizt, können wir die Liebe und Leidenschaft durch den Computerbildschirm spüren: Carmen selbst ist große Musikliebhaberin und mag die Nähe zum Menschen: Man ist in jeder Lebenslage dabei! Besonders berührt es sie, wenn Hörer_innen anrufen und fragen, welches Lied zum Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes lief, weil FFN im Kreißsaal an war.

Die Aktualität und das Wissen, wie Tempo im Arbeitsleben geht, und zu wissen, worauf es ankommt, schätzt sie außerdem. Und die Liebe zum Wort“, gesteht die junge Frau nach kurzem Zögern lachend. 

Ihr Arbeitsalltag ist bespickt aus Müdigkeit, durchgetaktet und wuselig. Als Ausgleich geht Carmen ihren, wie sie es selber nennt, Rentner-Hobbys nach. Im Garten sei,n mit ihrer Hündin rausgehen, Aqua-Fitness, Dokus gucken und in der Natur sein. Nur mit Stricken habe ich noch nicht angefangen, scherzt sie.

Ihre Hobbys passen zu der Beschreibung, die ein früherer Arbeitskollege zu Carmen hat: Sie ist eine weise alte Frau, gefangen im Körper einer jungen.

Diesen Eindruck können wir teilen: Carmen wirkt sehr reflektiert, realistisch und sicher auf uns. Sie steht mit beiden Beinen fest im Leben und wirkt einfach mit sich im Reinen: Ja, es war alles gut und alles richtig. Es kommt, wie es im Leben kommen soll, antwortet sie auf die Frage, ob sie den gleichen Lebensweg wieder wählen würde, wenn sie die Wahl hätte.


Carmen erzählt, dass sie während des Studiums schon den Wunsch hatte, beim Radio zu arbeiten, ihre Blicke aber auch immer wieder nach rechts und links schweiften, um einen Plan B zu haben: Ich habe nie daran geglaubt, dass ich irgendwann mal die Morning Show moderiere, aber es war immer mein großer Traum.


Immer einen Plan B zu haben – das ist ein Tipp, den die Moderatorin zukünftigen Absolventen/-innen mit auf den Weg gibt. Sie fügt hinzu, dass es außerdem wichtig sei, auf sein Bauchgefühl zu hören und allen Möglichkeiten offen gegenüber zu stehen. Wichtig sei es auch, nicht auf die Meinung anderer zu hören: Wenn sich Sachen fügen, sollte man den Weg gehen. Auch wenn es nicht die vielversprechendsten Aussichten sind!

Ihrem früheren Studentin-Ich würde Carmen sagen: Geh ruhig mehr feiern und mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird alles gut werden.

Carmen Wilkerling

Ich habe nie daran geglaubt, dass ich irgendwann mal die Morning Show moderiere, aber es war immer mein großer Traum.

Und für Carmen ist alles gut geworden, auch wenn die ersten Jahre nicht so leicht waren. Im Radio brauche man einen sturen, aber trotzdem professionellen Blick auf die Karriere. Man dürfe sich nicht von seinem Weg abbringen lassen und alle Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledigen. Jede und jeder sollte ihren oder seinen qualitativen Ansprüchen genügen. Für die ersten Jahre im Radio sagt sie: Man muss sich durchbeißen.

Carmens Antwort auf die Frage, ob sie Studieninteressierten Medienwirtschaft und Journalismus empfiehlt, könnte kaum eindeutiger sein: Ja!

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