Konsumkollaps durch Fast Fashion

Ist transformierbare Kleidung die Lösung?

Das Bedürfnis nach Neuheit und Neuartigkeit hat die Verbraucher dazu veranlasst, häufig neue Kleidungsstücke zu kaufen und eine Vielzahl nicht mehr benötigter Kleidungsstücke zu entsorgen. Nur etwa 38% der Kleidung in den Kleiderschränken junger Verbraucher werden regelmäßig getragen. 

Die Forscher Chunmin Lang und Bingyue Wie aus den Vereinigten Staaten haben in der Studie „Ein Outfit in mehr Looks umwandeln: Faktoren, die die Kaufabsichten junger College-Konsumentinnen in Bezug auf verwandelbare Bekleidung beeinflussen“ eine neue Methode entwickelt, Kleidung zu produzieren, die transformierbar ist und sich somit an verschieden Mode-Stile anpassen lässt. Die Produktionskosten für die Veröffentlichung des Artikels in „Fashion and Textiles“ wurden von der Korean Society of Clothing and Textiles (KSCT) voll unterstützt.

Mit der Kleidung wird es möglich gemacht, ein Kleidungsstück in verschiedenen Varianten zu tragen und somit für verschiedene Anlässe oder Funktionalitäten ein und dasselbe Kleidungsstück, je nach Vorlieben, der Funktion oder dem Anlass anzupassen. Durch verschiedene Methoden, wie z.B. Einwickeln, Drehen, Falten oder Raffen, bieten transformierbare Kleidungsstücke zwei oder mehr funktionelle und alternative ästhetische Stile. Durch Knöpfe an der Kleidung können beispielsweise verschiedene Kragenformen an dem Kleidungsstück angebracht werden oder aber Ärmel oder Saumlängen angepasst werden.

Umdenken der Modeindustrie

Das Thema Nachhaltigkeit ist zurzeit so präsent wie nie zuvor. Egal, welche Branche betrachtet wird, überall wird in Innovation und in neue Technologien investiert, um die jeweiligen Produkte und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Kein Wunder also, dass auch die Modeindustrie immens davon betroffen ist. Viele Marken werben heutzutage mit ihren nachhaltigen Kollektionen oder Produkten. 

Fair Fashion wird großgeschrieben. Diese Art der Mode und des Modedesigns bildet den Gegensatz zu der viel vertretenden Fast Fashion, welche von Schnelllebigkeit, qualitativ minderwertigen Materialien, unfairen Löhnen für Näherinnen und Näher und schlechter Verarbeitung geprägt ist. Fair Fashion hingegen soll alle Bereiche, vom Materialanbau, zur Herstellung, Verarbeitung, Transport bis hin zu Löhnen abdecken, um sowohl den Modehäusern, den Herstellern sowie dem Verbraucher qualitativ hochwertige Ware zu liefern, die unter fairen Bedingungen produziert wurde.

Der Kampf gegen Fast Fashion ist aber noch lange nicht gemeistert. Fast Fashion beschleunigt den Kauf von Kleidung und ermöglicht es den Verbrauchern, mehr Modelle mit geringerer Qualität und zu geringeren Kosten zu erhalten, was wiederum zu einer Zunahme der Deponieabfälle führt. Transformierbar gestaltete Bekleidungsprodukte stellen eine Alternative für Verbraucher dar, die auf andere Stile umsteigen wollen, ohne neue Produkte zu kaufen.

 

„Diese Art der Mode bildet einen 
Gegensatz zur
Fast Fashion“ 

Experimentell gegen Fast-Fashion

Für die verschiedenen Vorlieben der möglichen Konsumenten werden vier Prototypen angefertigt, die verschiedene Stil-Kombinationen vorweisen. Als Probanden werden College-Studentinnen im Alter von 20-25 Jahren mit einem beschränkten Budget ausgewählt, welche verschiedene Modestile präferieren. 

Dabei werden Faktoren ausgewählt, die Auskunft darüber geben, warum sich unterschiedliche weibliche Konsumenten sich für ein Kleidungsstück bzw. Kleidungsstil entscheiden und somit das Kaufverhalten bestimmen. Zu diesen Faktoren gehören das Umweltbewusstsein und die Wertschätzung von nachhaltigem Konsum, das Modebewusstsein und die Mode-Präferenzen sowie subjektive Vorlieben für Geschmäcker. 

Der Hintergrund des Experiments war die „Notwendigkeit“ von Kleidungsalternativen, die das Konzept von Fast Fashion widerlegen und dem entgegenwirken.

Keiner von Vielen

Das entscheidende Merkmal von Personen mit der Tendenz zur kreativen Wahl ist die Präferenz, sich durch den Kauf und die Verwendung innovativer und einzigartiger Kleidungsstücke von anderen zu unterscheiden.

Modebewusste Verbraucher haben in der Regel ein hohes Interesse und Bewusstsein für die neuesten Modetrends und möchten einzigartige Stile für den Selbstausdruck und die Individualität erkennen. 

Daher ist es wichtig, zu betonen, dass transformierbare Kleidung an sich ein neuer Trend ist und modische Kleidung die Interessen der Verbraucher stimulieren kann.

Für einige Teilnehmer kann der Kauf transformierbarer Kleidung als nachhaltiges Konsumverhalten angesehen werden und diese Eigenschaft würde sie zum Kauf transformierbarer Kleidung ermutigen. Menschen, die die Auswirkungen von Bekleidungsprodukten auf die Umwelt kennen, haben in der Regel mehr Bedenken hinsichtlich der Umwelt.

 Sie sind sich der Bedeutung von Maßnahmen zur Erhaltung der Umwelt bewusst und neigen dazu, Entscheidungen zu treffen, von denen sie glauben, dass sie zu Umweltvorteilen führen 

Foto von Marie Hoffmann

Die Forscher sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sowohl persönliche Merkmale als auch umweltbezogene Faktoren die Kaufabsicht von transformierbaren Bekleidungsprodukten bei jungen amerikanischen Konsumenten fördern.

Der weite Weg zur Fair-Fashion

Problematisch ist allerdings, dass die angefertigten Prototypen nicht den Geschmack der Konsumenten treffen und sie generell noch nicht ausgereift sind. Es müssten also noch mehr Prototypen mit verschiedenen Designs entwickelt werden, sodass die einzelnen Modehäuser auswählen können, welche Kleidung sie an ihre Kundschaft verkaufen können und wollen. 

Hinzu kommt, dass das Projekt schwer umsetzbar ist, da nicht jeder Zugang zu der transformierbaren Mode hat, da die Verbreitungsplattformen bisher noch fehlen. Bei der Studie wurden College-Studentinnen als Probanden genutzt, welche nur ein begrenztes Budget zur Verfügung haben. Bei der tatsächlichen Umsetzung des Projektes müsste sichergestellt werden, dass die Kleidung bezahlbar bleibt und auch männliche Personen beim Design-Prozess berücksichtigt werden, da auch sie eine bedeutende Kaufkraft vorweisen.

Mehr Wissen über die Umweltauswirkungen von Fast Fashion Produkten kann die Entwicklung von neuen, langlebigeren Produkten vorantreiben. Das transformierbare Kleidungsstück kann in verschiedene Stile umgewandelt werden, was die Nutzung der Häufigkeit erhöht und übermäßige Käufe und die Belastung des Besitzes verringert. 

Auch wenn die Jagd nach transformierbarer Kleidung nicht den Schwerpunkt auf eine umweltfreundliche Einstellung legt, kann das Wissen, dass ein Kleidungsstück in ein anderes Aussehen verwandelt werden kann, die Verbraucher dazu ermutigen, ihre Überzeugungen zur Reduzierung des Verbrauchs als alternative Möglichkeiten zur Erhaltung der Umwelt zu sehen.