von Gina Janssen
„Levy und die Frauen, das ist ein Thema für sich selbst“, so drückt Hartmut Peters das Verhältnis in einem Interview aus.
Schüchtern ist Fritz Levy offenbar nicht. Laut Peters kommt es öfter vor, dass er um Damen „herumscharwenzelt“. Einige Damen empfinden es als unangenehm, andere nicht.
Levy wird im Juni 1934 wegen angeblicher Rassenschande inhaftiert. Tatsächlich vorgefallen ist nichts. Er hatte zuvor eine Dame angeflirtet. Doch da er Jude ist und sich der Antisemitismus mit der Machtergreifung der Nazis ausbreitet, wird ihm etwas angehängt, was nicht den Tatsachen entspricht. Das wohl Merkwürdigste an dieser Geschichte: den Tatbestand der „Rassenschande“ gibt es zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Das war eine Erfindung der Zeitung“, so Peters.
Das Jeversche Wochenblatt schreibt dazu: „In Haft genommen wurde der Jude Fritz Levy, der fortgesetzt mit deutschen Mädchen Unzucht getrieben hat. L. dürfte eine exemplarische Bestrafung zu erwarten haben, doch ebenso gemein und verwerflich ist das Treiben jener deutschen Mädchen, die ohne jedes rassische Empfinden sich heute noch mit einem Juden abgeben. Das Volksempfinden fordert, dass auch sie in schärfster Weise gebrandmarkt werden“ (JW, 5. Juni 1934).
Auf seine angebliche Tat und die damit verbundene Inhaftierung lässt Levy sich nicht festnageln. Er sucht gleich zwei Mal das Weite. Kurz vor seiner Inhaftierung, am 17. September 1934, flieht er aus dem jeverschen Gerichtsgefängnis. Etwa sechs Wochen später stellt er sich den Behörden, nur haben die ihn nicht lange in den Händen. Anfang Dezember nimmt der Rebell erneut seine Beine in die Hand. Das Jeversche Wochenblatt schreibt: „Der kürzlich wegen Rassenschändung festgenommene Fritz Levy, …, ist spurlos verschwunden. Für L. scheinen die gewöhnlichen Sicherungsmaßnahmen nicht scharf genug zu sein. Wahrscheinlich hat er auch seine Helfer. Wie lange will man sich noch von diesem Judenbengel auf der Nase herumtanzen lassen?“ (JW, 7. Dezember 1934).
Nach einem monatelangen und provozierenden Katz- und Mausspiel gerät er am 4. Januar 1935 in die Fänge der Behörden. Es folgen insgesamt 16 Monate Inhaftierung im Gefängnis und die spätere Deportation in das Konzentrationslager Sachsenhausen.
Quelle: Privatarchiv Hartmut Peters, Wilhelmshaven; Interview mit Hartmut Peters