Von Luca Marie Wellert, Carolin Geiken, Lea Erhardts
aus dem Modul Journalistische Grundlagen 2
Als wir Meera Alshwayat für unser Interview in der Hochschule treffen, empfängt sie uns mit einem freundlichen und offenen Lächeln. Durch ihre freundliche, offene und zuvorkommende Art sind wir erstaunt über die Aussage, dass ihre Freunde sie als eher schüchtern und zurückhaltend beschreiben würden.
Meera ist seit März an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven als internationale Studentin und ermöglicht es uns, sie und die Kultur ihrer Heimat in einem Interview kennenzulernen. In ihrem Heimatland Jordanien studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen an der Deutsch-Jordanischen Universität in Madaba, Amman. Während des Studiums ist ein einjähriger Aufenthalt in Deutschland sowie das Erlernen der deutschen Sprache verpflichtend. Zusammen mit ihren Studien-Freunden wohnt Meera im Studentenwohnheim in Wilhelmshaven.
Starke Gegensätze
Meeras Heimatland Jordanien steht besonders für seine reiche Geschichte, atemberaubende Landschaften und seine kulturelle Vielfalt. Voller Begeisterung spricht die 22-jährige über das gute Wetter, die freundlichen Menschen und die vielen Farben, die die Straßen säumen. Im Gegensatz dazu wirken besonders das kalte Klima, die „traurigen“ Menschen und die fehlenden Gewürze in Deutschland trist und eintönig. An Jordanien kritisiert sie jedoch die fehlenden Karrieremöglichkeiten für junge Frauen im Ingenieurswesen. In Deutschland hingegen trifft sie auf diesem Gebiet auf Chancen- und Geschlechtergleichheit, denn hier zulande steht auch dem Erfolg von Frauen im Ingenieurswesen nichts im Weg.
Eines ihrer Lebensziele ist es CEO bei Hikma Pharmacenticals, einem Pharmazie- Unternehmen aus Jordanien, zu werden. Ob es sich lohnt, für diesen Traum nach dem Bachelor noch einen Master zu machen, ist ihr noch nicht klar, denn in Jordanien gilt man mit Master häufig als überqualifiziert. Neben diesem Traum möchte sie sich gerne mit einem kleinen Unternehmen selbstständig machen. Dazu sagt die junge Jordanierin scherzhaft: „Wenn das mit dem Ingenieurswesen nichts wird, eröffne ich eben ein eigenes Schönheitsstudio“. Wie viele junge Menschen beschäftigt auch Meera die Frage, was sie zukünftig mit ihrem Abschluss machen kann und wohin es sie im Leben noch ziehen wird.
Was aber schon jetzt für sie feststeht, ist, dass sie selbst eine kleine Familie gründen möchte. An erster Stelle steht in Jordanien das Familienbewusstsein, was mit großem Respekt füreinander verbunden ist und sich durch regelmäßige Besuche, auch bei weiter entfernten Verwandten, ausdrückt. Trotz ca. 4.200 km Entfernung steht sie in täglichem Kontakt mit ihrer Familie. Der Krieg im Nachbarland Israel und besonders die Angriffe nahe der jordanisch-israelischen Grenze sorgen für Angst vor einer Verschlimmerung der Situation und verstärken ihren Traum von mehr Frieden auf der Welt.
Meeras Familie ist eine große Stütze für sie, besonders in Bezug auf die Organisation von alltäglichen Dingen wie Kochen und Wäsche waschen. Diese Dinge allein bewältigen zu müssen, gehörte zu den größten Ängsten, die sie vor ihrem Auslandsjahr hatte. Außerdem schien ihr der bisher erlernte deutsche Wortschatz nicht ausreichend zu sein, um sich ohne Probleme zu verständigen. Sie wünscht sich deshalb, in ihrem Jahr in Deutschland ihre Deutschkenntnisse erweitern zu können. Nach zweieinhalb Monaten in Wilhelmshaven findet sie aber, dass sie vor ihrer Reise nicht so große Angst hätte haben müssen, denn all die Dinge, vor denen sie im Vorfeld Angst hatte, stellten sich im Nachhinein als gar nicht so schlimm heraus. Aus ihren bisherigen Erfahrungen heraus würde sie anderen internationalen Studierenden raten, mutiger und offener zu sein:
„Nehmt die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes unbedingt an, denn die Erfahrungen können euch nur wachsen lassen und steigern zusätzlich eure Karrierechancen“.
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