Übertourismus am Wattenmeer: Diversitätsverlust durch zerstörte Lebensräume

Das Wattenmeer ist Lebensraum für viele Arten und fasziniert jährlich Millionen Besucher. 2023 zählte das Wangerland allein 1.870.000 Übernachtungen. Doch äußere Einflüsse wie Übertourismus schädigen das empfindliche Weltnaturerbe und bringen es an seine Belastungsgrenze.

Hört rein: Achim Wehrmann spricht darüber, wie Tourismus unsere Küstenregion beeinflusst. 

Das Wattenmeer im Spannungsfeld von Tourismus und Umwelt

Das Wattenmeer ist Lebensraum für viele Arten und zieht jedes Jahr Millionen Besucher an. 2023 verzeichnete allein das Wangerland rund 1.870.000 Übernachtungen. Doch äußere Einflüsse, wie der zunehmende Übertourismus, schädigen das empfindliche Weltnaturerbe und bringen es an seine Belastungsgrenze. Dr. Achim Wehrmann, Aktuopaläontologe beim Institut Senckenberg, betont, dass der Massentourismus sowohl die Umwelt als auch die Lebensqualität der Anwohner belastet. Sichtbare Folgen sind Erosion der Wattflächen und wachsende Müllberge, die das empfindliche Ökosystem gefährden. Der WWF hebt hervor, dass viele Tierarten durch die starke Frequentierung gestresst sind und die Bewohner der Region unter überfüllten Stränden und steigenden Preisen leiden.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind nachhaltige Ansätze notwendig. Bildungsangebote und Wattführungen können helfen, das Wattenmeer und seinen Schutzbedarf besser zu vermitteln und ein Bewusstsein für den sensiblen Lebensraum zu schaffen. Engere Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten – von den Touristen bis hin zur Politik – ist entscheidend, um das Wattenmeer langfristig als einzigartiges Ökosystem zu erhalten und gleichzeitig die regionale Wirtschaft zu unterstützen.

Strandkorb steht am Strand in schwarz-weiß. Umgebung ist sehr Düster. Designed by Freepik.
Plastikmüll liegt am Strand. Designed by Freepik

Ein gefährdetes Naturerbe

“Wir sehen eine deutliche Zunahme an Besuchern, die einerseits die regionale Wirtschaft stärken, aber andererseits auch spürbare Spuren in der Natur hinterlassen”, erklärt ein Wattführer aus Harlesiel in einem Bericht des Deutschlandfunk Kultur. Wirtschaftlich hat der Tourismus viele Vorteile, jedoch bringt er auch negative Seiten mit sich. Übertourismus gefährdet sowohl die Umwelt als auch die Lebensqualität der Anwohner. “So viel Tourismus wie wir hier haben, ist zwar gut für die Küste, gut für die Wirtschaft, wo jeder, der eine Ferienwohnung hat, davon profitiert, aber das bringt natürlich auch ganz viele Probleme mit sich”, erklärt Dr. Achim Wehrmann. Als Aktupaläontologe ist er beim Institut Senckenberg in Wilhelmshaven dafür zuständig, heutige Lebewesen und deren Lebensräume zu untersuchen, um daraus Erkenntnisse über fossile Organismen und vergangene Umweltereignissen zu gewinnen. 

Die Folgen von Massentourismus

Eine sehr sichtbare Konsequenz des Tourismus ist die Erosion der Wattflächen. Durch die vielen Menschen und Füße, die den empfindlichen Boden betreten, ist die Sedimentstruktur des Sandes beschädigt. Das wirkt sich sehr auf die Lebensräume vieler Tiere aus, besonders auf die Zugvögel, die das Wattenmeer als Rastplatz ansteuern und unter den Booten und Menschenmassen leiden. „Viele Arten sind extrem stressanfällig und meiden Bereiche, die stark frequentiert sind“, betont der WWF in einem Beitrag über Tourismus im Wattenmeer.

Ein weiteres Problem sind die wachsenden Müllberge im Weltnaturerbe. Plastik und andere Abfälle gelangen über Besucherströme ins Wattenmeer und gefährden die Tierwelt. „Auf den Inseln wird zu viel Süßwasser verbraucht. Die Inseln haben eigentlich eine natürliche Süßwasserlinse und wenn jeder Urlauber abends einmal duschen geht, dann reicht das einfach nicht mehr“, so Dr. Achim Wehrmann. Dies belastet das empfindliche Ökosystem immer mehr. Doch der Massentourismus belastet auch die Bewohner der Region. Überfüllte Strände, steigende Preise und Infrastrukturprobleme sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Anwohner stellen müssen.

Touristen stehen mit Kameras auf der Sandbank und machen Fotos von den Seehunden. Bild ist KI-generiert von Chat GPT.

Nachhaltige Ansätze als Lösungsvorschlag

Um die Herausforderungen des Tourismus im Wattenmeer zu bewältigen, spielen nachhaltige Ansätze eine große Rolle. Ziel ist es, den Schutz der Umwelt mit den Bedürfnissen von Besucherinnen und Besuchern zu verbinden.

Bildungsangebote können dabei helfen, das Wattenmeer und dessen Schutzbedarf hervorzuheben. Sie ermöglichen es Touristen, mehr über dieses sensible Ökosystem zu lernen. Auch Wattführungen leisten hier einen wichtigen Beitrag, indem sie die Zusammenhänge zwischen Natur und Mensch verständlich machen und gleichzeitig lernen wertzuschätzen, was für ein einzigartiger Lebensraum das Wattenmeer ist.

Ein Blick in die Zukunft

Das Wattenmeer steht vor dem Problem, als Naturparadies und Touristenstandort zu überleben. Ein Fortschritt erfordert nicht nur Bewusstsein, sondern auch enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, von den Touristen bis hin zur Politik. Mit geeigneten Maßnahmen kann das Wattenmeer langfristig sowohl als einzigartiges Ökosystem erhalten bleiben als auch die Wirtschaft der Region unterstützen.

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Das sind wir: Das Team hinter dem Projekt

Porträt Foto von der Autorin Pia Berends, wie sie in die Kamera lächelt.
Porträt Foto von der Autorin Svea Negraszus. Sie lächelt in die Kamera.
Porträt Foto von dem Autor Tom Badendieck.
Porträt Foto von der Autorin Britta Albers. Sie lächelt in die Kamera.