LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Versorgungssicherheit versus Klimaschutz
Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven steht im Fokus kontroverser Diskussionen: Während es Versorgungssicherheit bietet und den Weg zu erneuerbaren Energien ebnen soll, kritisiert der BUND die Zerstörung von Unterwasserbiotopen und die Gefährdung von Schweinswalen. Ohne klare Laufzeitbegrenzung könnte das Terminal die Erreichung der Pariser Klimaziele gefährden – ein Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und fossiler Infrastruktur.
Klimaschutz und Versorgungssicherheit: Ein Spannungsfeld
Julia Grebe von Uniper eröffnet den Abend mit einer Vorstellung des „Energy Transformation Hub Nordwest“. Dieser umfasst 14 Projekte, die den Nordwesten Deutschlands als Energie- und Innovationsstandort stärken sollen. Das LNG-Terminal ist eines davon und wird als Brückentechnologie beschrieben: Es soll fossile Brennstoffe wie Kohle ersetzen, bis erneuerbare Energien ausreichend ausgebaut sind.
Grebe betont zudem die geplante Bürgerbeteiligung. Ein Pilotprojekt startet bald, um die Bevölkerung über das Terminal zu informieren und in einen Dialog zu treten. Es ist ein zentraler Aspekt des Abends: Wie lässt sich Klimaschutz mit dem Ausbau fossiler Infrastruktur in Einklang bringen?
Laut BUND klar: „lehnen wir einen weiteren Ausbau fossiler Energiequellen ab. Dies behindert die dringend nötige vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare und gefährdet die nationalen Klimaziele.“
Wie lange wird ein solches Terminal im Rahmen der Klimaschutzpläne gebraucht?
„Die Genehmigungserteilung ohne zeitliche Begrenzung ist absolut inakzeptabel. Ein derartiges Vorgehen ist überdimensioniert und schießt weit über die aktuell notwendigen Maßnahmen zur Energieversorgung und -Sicherheit hinaus. Stattdessen zementiert eine Laufzeit des Terminals bis 2043 eine fossile Energieversorgung in Deutschland und widerspricht den Pariser Klimazielen wie auch den Zielen des Klimagesetzes auf Bundes- und Landesebene“, begründet Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen.
LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Wirtschaftliche Chancen auf Kosten von Umwelt und Naturschutz
Torsten Hooke, seit März 2024 kaufmännischer Leiter des LNG-Terminals, erklärt die besonderen nautischen Bedingungen Wilhelmshavens. Der Tiefseehafen ist einer der wenigen Standorte in Europa, die FSRU-Schiffe (Floating Storage and Regasification Units) sicher bedienen können. Diese schwimmenden Anlagen wandeln das verflüssigte Erdgas in gasförmigen Zustand um und speisen es in das deutsche Netz ein. Anderseits haben wir mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer ein wichtiges und sensibles Ökosystem, was durch diesen Ausbau weiter belastet wird. „Ein gesetzlich Geschützes Unterwasserbiotop wurde zerstört“ beklagt BUND ganz deutlich. Der BUND ergänzt weiterhin das durch die Rammarbeiten Schweinswale gefährdet werden.
Sicherheitsstandards: Risiko und Verantwortung
Andreas de Roover, Schiffsbetriebsingenieur und Kapitän, erläutert die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen des Terminals. Vor der Ankunft eines LNG-Schiffs werden Wassertiefe und Flüssiggasqualität überprüft. Auch Windstärke, Nebel und andere Wetterbedingungen fließen in die Sicherheitsplanung ein. Während der Gasübertragung überwacht ein Team von acht Spezialisten den Prozess in Echtzeit, um Risiken zu minimieren.
De Roover hebt hervor, wie wichtig es ist, dass die Übertragungsschläuche intakt bleiben und potenzielle Zwischenfälle sofort erkannt werden. Dennoch bleibt die Frage nach den ökologischen Auswirkungen bestehen: Selbst mit höchsten Sicherheitsstandards bleibt LNG ein fossiler Brennstoff, der die Klimakrise nicht lösen kann.
Energiewende im Spannungsfeld: Diskussion im Gorch-Fock-Haus
Die Diskussion im Gorch-Fock-Haus zeigt die Spannungsfelder auf, die die Energiewende prägen. Für die Teilnehmenden bleibt die Herausforderung bestehen, Versorgungssicherheit und Klimaschutz in Einklang zu bringen – eine Aufgabe, die Wilhelmshaven als Energiestandort in den kommenden Jahren prägt.
BUND-Kritik: LNG-Terminal Wilhelmshaven gefährdet Umwelt
Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven steht in der Kritik: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht darin eine ernsthafte Gefahr für die Umwelt und die Tiere im Wattenmeer. Auch die langfristige Rolle des Terminals für die Energiewende wird in Frage gestellt. Zu den Problemen zählen zerstörte Biotope und bedrohte Schweinswale.
Frage: Wie beurteilt der BUND die langfristige Rolle des LNG-Terminals für die Energiewende in Wilhelmshaven und in Deutschland insgesamt?
- BUND: Das schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven war das erste realisierte Vorhaben einer ganzen Reihe von Terminals, die im Zuge des LNG Beschleunigungsgesetzes geplant wurden/werden Das Terminal ist Bestandteil der fossilen Infrastruktur und kann aus Sicht des BUND nicht in eine klimafreundliche
Energieinfrastruktur eingebunden werden. Eine solche besteht aus dem dezentralen
Ausbau erneuerbarer Energien, allen voran Wind und Photovoltaik. Insofern muss es
dabei bleiben, dass das schwimmende Terminal nur einen kurzfristigen Beitrag zur
Energiekrise leistet bzw. geleistet hat.
Frage: Welche potenziellen Gefährdungen für die Flora und Fauna im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sieht der BUND durch das LNG-Terminal?
- BUND: Durch das Terminal wurde ein gesetzlich geschütztes Unterwasserbiotop
zerstört. Damit das Floating Storage and Regasification Unit (FSRU)an seinem Standort
festmachen konnte, musste anlegerseitig die nötige Infrastruktur geschaffen werden.
Die damit einhergehenden Rammarbeiten haben in der Bauphase zu immensen
Schallemissionen geführt, die insbesondere für die sehr geräuschempfindlichen
Schweinswale eine Bedrohung darstellen. Die Reinigung der Leitung mit Chlor birgt
ebenfalls die Gefahr negativer Auswirkungen auf Wasserorganismen