Das Schulgebäude in Bohlenbergerfeld, in dem Emil Lang für einige Jahre unterrichtet und sogar gewohnt hat.
Der Zweite Weltkrieg hat die Träume und Wünsche vieler Menschen unmöglich gemacht. So auch den von Emil Lang, zumindest erstmal. Denn Emil Lang befindet sich gerade in seiner Lehrerausbildung, als er für den Krieg einberufen wird. Statt Kindern Lesen und Schreiben beizubringen, kämpft er an der russischen Front.
Im Jahr 1948 kehrt er aus der sibirischen Kriegsgefangenschaft zurück und arbeitet zunächst in einer Raffinerie in der Nähe von Lüneburg, bis seine Gesundheit das nicht weiter zulässt. Bis 1950 hält sich Lang dann mit Blaubeerleese über Wasser.
Emil Lang kommt zurück nach Zetel
Erst dann bekommt er die Möglichkeit, trotz unabgeschlossener Lehrerausbildung, als Quereinsteiger in der Schule in Zetel zu unterrichten. Dort lernt er Fritz Schild kennen. Schild ist zu dieser Zeit Schulleiter der Schule und beschließt Emil Lang auf seinem Weg zu unterstützen. Schild bietet Lang an, mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zu ihm und seiner Familie in die Schule zu ziehen. In dieser Zeit leben sie mit vier Erwachsenen und sieben Kindern in einem kleinen Bereich der Dorfschule. „Ich weiß bis heute nicht, wie Fritz Schild das geschafft hat und wo seine Kinder geschlafen haben, aber es hat funktioniert“, erinnert sich Klaus Lang, Emil Langs Sohn, an die Zeit zurück. Klaus Lang führt regelmäßig historische Schulstunden an der ehemaligen Schule seines Vaters durch und ist somit seinem alten zuhause weiterhin stark verbunden.
In Zetel werden in einer Klasse 60-80 Kinder gleichzeitig unterrichtet. Emil Lang setzt trotz seiner gesundheitlichen Probleme und seiner Vollzeitstelle als Lehrer seine Ausbildung fort, die er vor dem Krieg begonnen hat und bildet sich weiter, um später Schulleiter werden zu können. Er habe Nächte lang in der Schule gesessen und sich selbst in den Hintern treten müssen, um diesen Weg zu gehen. Eines Tages habe ihn Fritz Schild mitgenommen und ihn beim Lernen unterstützt, erzählt Klaus Lang. Schild bietet Emil Lang an, seine Bibliothek zu nutzen und ihm beim Lernen zur Seite zu stehen. Zwischen den beiden entsteht eine enge Freundschaft und zurückblickend lässt sich wohl sagen, dass Fritz Schild einer der wichtigsten Wegbegleiter auf Emil Langs Weg zum Schulleiter ist.
Der nahbare Lehrer von nebenan
Emil Lang schließt seine Ausbildung ab und arbeitet von 1957 bis 1962 als Schulleiter in Bremerhaven, ehe er von dort abgeworben wird und es ihn und seine Familie wieder zurück nach Bohlenbergerfeld zieht, um dort die Schule zu leiten. Klaus Lang beschreibt die Rückkehr als „das Beste, was uns passieren konnte“, da die Familie dort zuhause gewesen sei. Die Familie kennt dort jeden und sein Sohn beschreibt Emil Lang als eine „offene Person, die sich in die Dorfgemeinschaft eingebracht hat“. Die Gemeinde renoviert das Schulhaus nach Emil Langs Wünschen und auch der angrenzende Schulgarten wird seitdem von der Familie bewirtschaftet. „Der Garten bedeutete für ihn Wohlstand. Dieser hat ausgereicht für ihn“, berichtet Klaus Lang über seinen Vater. Zu den anderen Menschen im Dorf hat Emil Lang ein gutes Verhältnis. Er teilt sich mit seinem Nachbarn das Fleisch und auch der Pastor kommt regelmäßig zu Besuch, wie sein Sohn weiter berichtet. Zudem hilft Emil Lang auch auf den Feldern bei der Ernte mit: „Er war sich dafür nicht zu schade.“ Bis zum Jahr 1979 ist er Rektor an der Grundschule in Zetel, ehe er mit 65 Jahren pensioniert wird.
Emil Lang muss mehr als einmal im Leben Rückschläge verkraften. Nichtsdestotrotz hat er es dank seines starken Charakters, mit viel Arbeit und Einsatzeifer geschafft, aus schwierigen Verhältnissen heraus, sein Standing im Dorf zu erarbeiten.
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