von Katharina Kuhn
Vom Pottwal über die Salzwiese bis hin zu den Vögeln am Himmel: Im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum am Wilhelmshavener Südstrand können Besucher:innen alles über den spannenden Lebensraum des Wattenmeeres lernen.
Auf drei verschiedenen Etagen innerhalb der über 2000 qm großen Ausstellung können Naturinteressierte die Schönheit des Wattenmeeres und seiner Artenvielfalt interaktiv und mit allen Sinnen erleben und entdecken. Geschäftsführerin Dr. Juliana Köhler erzählt: „Wir haben die Ausstellung so aufgebaut, dass sie für jeden etwas bietet.” Besonders Familien mit Kindern kommen hier auf ihre Kosten, aber auch Studierende und erwachsene Besucher:innen wurden berücksichtigt. Durch die Ausstellung selbst führen vier sogenannte „Watt-Botschafter”, die den Besuchern das jeweilige Thema näherbringen sollen.
Fotos: Katharina Kuhn
Der Ausstellungsrundgang beginnt mit der Unterwasserwelt der Wale, bei der Besucher:innen vor allem das im Jahre 2010 ins Haus eingezogene Pottwalskelett bestaunen können.
Weiter geht es im ersten Obergeschoss mit verschiedenen Ausstellungselementen zum Thema Watt, Meer und Salzwiese, bei denen vor allem die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt im Vordergrund steht. Ein Highlight ist auch der Krabbenkutter “Daggi”, der mitten im Ausstellungssaal steht und ebenenübergreifend Informationsmaterial zum Thema Fischerei vermittelt.
Die letzte Etage befasst sich mit den Zugvögeln und bietet einen eindrucksvollen Blick über die Landschaft der Salzwiese. Hier hält sich auch Dr. Köhler gerne auf: „Mein persönliches Highlight ist das Salzwiesen-Diorama, weil es die Natur ins Haus holt und man hier über den Pfad durch die verschiedenen Zonen der Salzwiese gehen und die unterschiedlichen Pflanzen- und Vogelarten um und über sich beobachten kann.”
Doch nicht immer sah das Besucherzentrum so aus wie heute. Das Gebäude war früher ein Torpedo- Lagerhaus der Kaiserlichen Marine und wurde ab dem Jahr 1940/41 für die Kriegsmarine genutzt. Nach langem Leerstand in den 50er bis 70er Jahren ist die alte Industriehalle mit der Gründung des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zur Umweltbildungsstätte geworden. Dr. Juliana Köhler erklärt, dass die Gründung des Nationalparks die Initialzündung für Umweltbildungseinrichtungen war, um Einwohner:innen an die Wichtigkeit des Lebensraum heranzuführen.
1997 weihte die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel das Nationalparkzentrum ein. In den Jahren 2020/21 wurde die komplette Dauerausstellung grundsaniert und neu gestaltet. „Die Sichtweisen der Besucher:innen haben sich über die Jahre geändert. Damals spielten Themen wie das Für und Wider eines Nationalparks eine große Rolle, heute liegen die Themenschwerpunkte eher auf der Vermüllung der Meere oder Einwanderung von neuen Arten – und diese Themen werden auch durch die interaktiven Medien bespielt”, berichtet Dr. Köhler.
Der Umbau war ein langwieriger und schwieriger Prozess für die Mitarbeiter:innen des Wattenmeer Besucherzentrums, da aufgrund der Corona-Pandemie Lieferschwierigkeiten für Baumaterial und Mediensysteme bestanden. Im Mai 2022 konnte das neue Haus neu eröffnet werden. Umso lohnenswerter ist nun der Besuch der modernen neuen Ausstellung. „Mit dem gestalterischen Ergebnis bin ich sehr zufrieden!”, erzählt Dr. Köhler. „Die Ausstellung wirkt durch die Wahl der Farben sehr lebendig und sie wird mit den interaktiven Stationen sehr gut angenommen.”
Nach den Umbaumaßnahmen ist das Wattenmeer Besucherzentrum nun das größte Ausstellungshaus im gesamten Nationalpark und das Haus mit der modernsten Ausstellung. „Die Wilhelmshavener:innen haben ein neues Highlight bekommen“, findet Dr. Köhler. „Und ich hoffe, dass sie, wenn sie das Haus besuchen, noch mehr darüber erfahren, in welcher tollen Region sie hier leben und was sie für einen Naturschatz vor der Haustür haben.“
Der Schutz der Landschaft und des Nationalparks ist momentan vermutlich eine der wichtigsten Aufgaben und vor allem eine Herausforderung für die Zukunft. Das möchten die Mitarbeiter:innen des Wattenmeer Besucherzentrums auch in der Ausstellung vermitteln: „Durch die großformatigen Bilder, die wir in der Salzwiese und bei den Zugvögeln präsentieren, wollen wir Emotionen wecken. Ich bin der Ansicht, dass durch die Emotionen der Schutzgedanke geweckt werden kann. Wenn man die Tier- und sensible Pflanzenwelt dieses besonderen Lebensraums kennenlernt und eine persönliche Beziehung dazu aufbaut, dann kommt man auch schnell dazu, dass man diesen Lebensraum schützen sollte.“
Wer glaubt, dass im Watt nicht viel los sei, der irrt sich: genau das Gegenteil ist der Fall. Das Wattenmeer umfasst insgesamt eine Fläche von annähernd 11.500 Quadratkilometer und bietet eine weitläufige Vielfalt an Flora und Fauna. Das Wattenmeer ist der zweitgrößte Nationalpark Deutschlands und einer der größten europäischen Nationalparkflächen und bietet in den Wattbereichen eher um die 1000 Arten, auf den Inseln aber rund 9500 Tier- und Pflanzenarten. Genau diese Artenvielfalt möchte das Wattenmeer Besucherzentrum aufzeigen und den Besucher:innen näher bringen.