Das Auswandererhaus Bremerhaven nimmt uns mit auf eine emotionale Reise
von Fabienne Rohse
aus dem Modul "Schwerpunkt Fachjournalismus"
Noch nie zuvor mussten wir in einem Museum vor der Tür, die uns zu der Ausstellung führen sollte, auf Einlass warten. Und noch nie zuvor hat sich Geschichte so nah angefühlt.
Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven ist ein Museum, das sich auf eine Weise mit Geschichte auseinandersetzt, die wir in noch keinem anderen Museum gesehen haben. Es wurde 2005 eröffnet und beschäftigt sich mit der Geschichte der Auswanderung in der Hafenstadt Bremerhaven, die ab 1830 den größten Auswandererhafen Kontinentaleuropas besaß. Der Anbau des Museums, der 2012 eingeweiht wurde, beschäftigt sich mit 300 Jahren Geschichte der Einwanderung nach Deutschland.
„Das mutige, innovative Museumskonzept versteht Menschen und ihre Erfahrungen nicht als Teil, sondern als Mittelpunkt der Geschichte und ihrer Vermittlung“, heißt es auf der museumseigenen Website. So haben wir als Besucher zu Beginn der Ausstellung jeweils eine Karte ausgehändigt bekommen, auf der die Daten zu einer Person aufgeführt waren, dazu noch eine elektronisch programmierte Chipkarte. Diese Karten sollten uns durch die Ausstellung begleiten.
Die Chipkarte diente dazu, an zahlreichen Audiostationen zusätzliche Informationen zu erfahren. Doch waren die Audiostationen keine gewöhnlichen Aufsteller oder Info-Säulen. Auch können wir sagen, dass es sich bei der Ausstellung des Auswandererhauses nicht um eine Museumsaustellung im klassischen Sinne handelt. Vielmehr hatten wir das Gefühl, in eine Art Filmset einzutauchen, das die Geschichte um uns herum zum Greifen nahebringt. Die verschiedenen Ausstellungsbereiche sind Nachbildungen der historischen Kulissen, die Auswanderer zu verschiedenen Zeiten erlebt haben. Sobald wir in einen neuen Raum eingetreten sind, waren wir fasziniert von den Details der Ausstellung und haben uns auf die Suche nach interaktiven Aktionen gemacht. So gab es neben den Audiostationen und begehbaren Nachbildungen zahlreiche Klappen und Türen, hinter denen sich zusätzliche Bilder und Informationen verbargen. An einigen Stellen der Ausstellung gab es auch Videomaterial zu sehen. Zudem wurden Besucher etappenweise in die Ausstellung geführt, sodass Menschenansammlungen vermieden werden konnten.
Bei unserem Besuch in dem Auswandererhaus haben wir nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Ausstellung lädt dazu ein, viele Details zu entdecken und fesselt durch die multimedialen Inhalte. Lediglich ein kleines Manko ist uns aufgefallen. Der biografische Ansatz, anhand dessen man die Ausstellung entdecken kann, ist nur Teil des Bereiches, der sich mit der Auswanderung aus Bremerhaven beschäftigt. Da es dem zweiten Teil der Ausstellung allerdings nicht an Details mangelt, war dies kein Problem. Im Allgemeinen können wir sagen, dass das Auswandererhaus durch die abwechslungsreiche Gestaltung auf jeden Fall einen Besuch wert ist und auch für Besucher geeignet ist, die sonst eher weniger einen Nachmittag im Museum verbringen.