Gefährdetes Wattenmeer: Wie die Meereserwärmung ein wertvolles Ökosystem bedroht

Das Weltnaturerbe Wattenmeer bietet mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Doch die Meereserwärmung zerstört diesen Lebensraum und gefährdet Wattwurm, Seehund & Co.

Wesentliche Auswirkungen auf das Wattenmeer:

Die Meereserwärmung hat dramatische Auswirkungen auf das Wattenmeer und dessen Artenvielfalt. Klimaforscher bestätigen, dass die Erde ihren wärmsten Zustand in den letzten 2000 Jahren erreicht hat, was zu einem Anstieg der Meerestemperaturen führt. Dies gefährdet das empfindliche Ökosystem, da viele Tiere ums Überleben kämpfen und in kältere Gebiete flüchten. Betroffen sind unter anderem der Wattwurm, der für den Sauerstoffaustausch im Wattboden sorgt, sowie Muscheln, die aufgrund der Wärme sterben und damit als wichtige Nahrungsquelle verloren gehen.

Auch Seehunde sind durch die steigenden Temperaturen in Gefahr. Die Zahl der Jungtiere sinkt jährlich, da Fische aufgrund der Erwärmung in kältere Regionen ziehen und Seehunde zunehmend Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche haben. Zudem sind die Tiere anfälliger für Krankheiten, insbesondere durch das Phocine Distemper Virus, das von arktischen Robben eingeschleppt wird. Der Experte Tim Fetting aus der Seehundstation Norddeich warnt vor einem möglichen Wiederaufleben des Seehundsterbens, wie es in den Jahren 1988 und 2002 geschehen ist. 

Fetting betont auch, dass der Mensch einen erheblichen Einfluss auf das Seehundsterben hat, indem er die Meere vermüllt und die Tiere stört. Er ruft dazu auf, die Ruhe der Seehunde zu respektieren, da jede Störung zusätzlichen Stress für die Tiere bedeutet. Darüber hinaus trägt der steigende Meeresspiegel zur Zerstörung der Lebensräume der Seehunde bei, was die Situation weiter verschärft.

Es ist dringend notwendig, jetzt zu handeln, um die Seehunde und das Wattenmeer zu schützen – bevor es zu spät ist. 


Von links: Autorinnen Pia und Britta sitzen vor dem Wattenmeer. Sie haben sich im Arm.
Bild der Gruppenmitglieder (von links: Tom, Pia, Britta und Svea). Im Hintergrund sieht man eine Ausstellung mit Seehunden aus dem Wattenmeerbesucherzentrum.

Interview mit Tim Fetting: Seehunde und Klimawandel

In diesem Video beantwortet Tim Fetting von der Seehundaufzuchtstation Fragen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Seehunde. Begleitet uns bei unserem Besuch und erfahrt, vor welchen Herausforderungen diese faszinierenden Tiere stehen.

360-Grad-Rundgang

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Ein Sterben auf leisen Wellen

Klimaforscher kommen zu dem Entschluss, dass die Welt ihren wärmsten Höhepunkt in den letzten 2000 Jahren erreicht hat. Wir Menschen erzeugen einen Wärmerekord nach dem anderen, indem wir beispielsweise durch Übertourismus immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre schicken. Zum Leid unseres Wattenmeeres und dessen einzigartiger Artenvielfalt. Die steigende Meereserwärmung lässt die Tiere ums Überleben kämpfen. Viele versuchen, in kältere Gebiete zu flüchten. Andere haben keine Alternative. 

Alternativlos ist auch das Wahrzeichen des Wattenmeeres. Der Wattwurm besitzt die Fähigkeit den Wattboden immer wieder aufzulockern. In seiner Wohnröhre kommt es zu einem ständigen Wasseraustausch, der für eine Sauerstoffanreicherung im eigentlich sauerstofflosen Wattboden sorgt. Davon profitieren viele andere wirbellose Lebewesen. Durch die Meereserwärmung kommt es aber zu einem Sauerstoffmangel im Wattenmeer. Dieses Defizit gefährdet das Leben des Wattwurms sehr.

Muscheln sind besonders betroffen. Eine Vielzahl von Herzmuscheln musste in den vergangenen Jahren sterben. Diese Lebewesen spielen eine große Rolle im Ökosystem, da sie für viele Tiere als Nahrungsquelle dienen. Durch warme Gewässer können die Muscheln aber nicht überleben und hinterlassen eine Lücke.

Herzmuschel steckt im Sand. Um sie herum läuft Wasser von der Welle. Designed by Freepik.
Ausscheidungen vom Wattwurm. Designed by Freepik.

Steigende Temperaturen, schwindende Chancen

Auch Seehunde sind auf lange Sicht von der Meereserwärmung beeinträchtigt. Eine Expertengruppe zählt jedes Jahr den Seehundbestand und bringt alarmierende Zahlen ans Licht. Insgesamt gibt es einen Rückgang innerhalb der letzten 10 Jahre. Allein die Zahl der Jungtiere sank im Vergleich zu 2023 um weitere 12 Prozent. Die Meeressäuger sind vor allem bei der Nahrungssuche vom Klima abhängig. Durch die steigenden Temperaturen ziehen viele Fische in kältere Regionen, erkranken oder sterben an dem zunehmenden Sauerstoffmangel. Den Seehunden fehlt es an Futter.

Tim Fetting leitet die Tierpflege in der Seehundstation Norddeich. In einem Interview erzählt er, dass viele Seehunde an Viren verenden. Vor allem 1988 und 2002 gab es ein großes Seehundsterben. Durch die steigende Meereserwärmung könnte sich dies bald wiederholen. 

Viele arktische Robben müssen in die Nordsee abwandern und bringen diverse Krankheiten mit. Er nennt hier vor allem das Phocine Distemper Virus (PDV). Dieses Virus ist unter den arktischen Robben weit verbreitet, aber in den Seehundpopulationen unbekannt. „Gefährlich sind die Sekundärinfektionen. Die Tiere erkranken an schweren Lungenentzündungen, die die Lunge stark schädigen. Die Luft gelangt dann teilweise in das Gewebe der Seehunde, wodurch sie sich wie ein Luftballon aufpumpen und nicht mehr hinabsinken können“.

Durch das Panorama sieht man einen Seehund beim schlafen. Er sinkt wie eine Kerze zu Boden.

Rettet die Seehunde - jetzt handeln!

Nicht nur der Klimawandel allein ist für das Seehundsterben verantwortlich. Auch wir Menschen tragen dazu bei, indem wir die Meere vermüllen oder die Tiere in ihrem Lebensraum stören. Im Müll verfangen sich die Tiere und verletzen sich. Tim Fetting appelliert ebenfalls daran, dass Seehunde ihre Ruhe brauchen. „Wir müssen daran denken, dass die Sandbänke das Zuhause der Tiere sind. Seehunde sehen immer süß aus, auch wenn es ihnen schlecht geht, weil sie keine Mimik haben.” Wir Menschen stören das Leben der Seehunde, indem wir unsere Hunde auf sie loslassen oder Fotos machen möchten. Er erklärt uns, dass die Tiere jedes Mal, wenn sie von ihren Sandbänken runter müssen, purem Stress ausgesetzt sind. Für die Seehunde ist es am besten, wenn wir sie meiden.

Seehund Victor in seinem Pflegebecken

Die Meereserwärmung und wir Menschen sind aber nicht die einzigen Gefahren für die Seehunde. Durch die Erwärmung kommt es auch zu einem Anstieg des Meeresspiegels, der nicht nur den Lebensraum der Seehunde, sondern auch unseren zerstört. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Artikel – Meeresspiegelanstieg: Eine Bedrohung für Tierarten und unsere Zukunft.

„Wenn der Meeresspiegel weiter steigt und die lebensnotwendigen Sandbänke für die Seehunde nicht mehr lange genug trocken bleiben, wird das zu einem ernsten Problem für den Bestand dieser Art.“ 

Tim Fetting

Habt ihr schon die Beiträge von “Garbage Gossip” gelesen? Hier könnt ihr euch über die korrekte Mülltrennung informieren und so leicht zum Schutz der Seehunde beitragen!

Das sind wir: Das Team hinter dem Projekt

Porträt Foto von der Autorin Pia Berends, wie sie in die Kamera lächelt.
Porträt Foto von der Autorin Svea Negraszus. Sie lächelt in die Kamera.
Porträt Foto von der Autorin Britta Albers. Sie lächelt in die Kamera.
Porträt Foto von dem Autor Tom Badendieck.