Levy – der, der für die Wahrheit kämpft

von Gina Janssen

Keiner ist es gewesen, niemand hat etwas gesehen, niemand hat etwas gehört – keiner weiß etwas über die Verbrechen des Holocaust. Die Verbrechen des Nationalsozialismus werden in der Nachkriegszeit totgeschwiegen.
Der zweite Weltkrieg ist vorbei, die Nazis besiegt, Adolf Hitler ist tot, doch das antisemitische Gedankengut bleibt. Levy kämpft gegen die Demütigung und Ausgrenzung von Juden und für Gerechtigkeit, und das noch weit nach 1945. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil verfasst er über die Jahre hinweg viele Flugblätter. Die Öffentlichkeit soll seine Pamphlete lesen, das Schweigen will er brechen. Zeitzeuge Volker Landig beschreibt Levy in einem Gespräch: „Er hat immer wieder den Finger da in die Wunde gelegt, wo unsere Gesellschaft nicht funktioniert.“ Levy weiß, dass viele seiner Mitbürger nicht unschuldig sind. Mitunter schreibt er seine Erlebnisse und Gedanken auch in Gedichten nieder. Einige dieser Schriftstücke konnte Hartmut Peters archivieren. 1957 habe er seine ersten Flugblätter verfasst, schreibt Peters in seiner Biografie über Levy, „1961 erscheint seine „Chronik eines Heimkehrers“, die in zusammenhängender Darstellung die Anfeindungen darstellt.“
In dem ersten Teil seiner Chronik beschreibt er eine judenfeindliche Situation in einer jeverschen Kneipe. „Dich hätten Sie auch man vergasen sollen und vordem hättest Du kastriert werden müssen!“, fährt ihn ein Mann am Tresen an. Levy beschreibt sich selbst in dem Schriftstück als schlagfertig und kontert: „Das kann ich sehr gut verstehen, daß du mich umbringen möchtest, denn Deine Frau liebt mich so gewaltig, daß ihre Augen kullern wenn sie mich sieht und mir nachguckt. Früher haben Eifersüchtler duelliert, jetzt hättest du mich gerne rassistisch ermordet.“

Fritz Levy hält in seinen Flugblättern unter Anderem Erlebnisse in Jever nach seiner Rückkehr aus den USA fest. Zugeben, geschweige denn dazu zu stehen, dass sich die Menschen an den Kriegsverbrechen beteiligt haben, wollte niemand.

Verfasser: Fritz Levy, Archiv von Hartmut Peters

Er wird angegriffen und verprügelt, ihm wird ein Auge ausgeschlagen. Sein Haus wird mit nationalsozialistischen Zeichen beschmutzt. Eineinhalb Jahre lang verlässt Levy sein Haus nicht mehr. Doch er verkriecht sich nicht. Landig erzählt über Levy: „Die Zerstörung seiner Persönlichkeit hat er nicht verborgen.“ Levy schreibt weiter – bis zu seinem Tod durch Suizid.

Quelle: Privatarchiv Hartmut Peters, Wilhelmshaven; Gespräch mit Volker Landig vom 19.10.2021

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