Kinder schlagen? – Nicht mit Emil Lang!

von Felix Strickmann

Nur die wenigsten Kinder können sich vorstellen, was für die Schüler in der Nachkriegszeit noch zum Alltag gehört. In den meisten ländlichen Regionen ist es üblich, dass bis zu 80 Kinder in einer Klasse sind und alle Altersstufen gleichzeitig unterrichtet werden. Um sich in der Klasse Gehör zu verschaffen, greifen die meisten Lehrer zum Rohrstock, um in einer lauten Klasse die Kontrolle zu behalten. Klaus Lang erinnert sich: „Was der Lehrer gemacht hat war Gesetz. Es war keine Seltenheit, dass Mädchen auf die Finger geschlagen und Jungen über das Knie des Lehrers gelegt wurden.” In den 50er Jahren ist die Züchtigung der Kinder für die meisten Menschen ein legitimes Erziehungsmittel. Das gilt sowohl für die Eltern als auch für die Lehrer.

Gewalt ist für Emil Lang keine Lösung

Für Emil Lang kommt es aber nicht in Frage, Kinder mit Gewalt zu bestrafen, indem er sie mit dem Rohrstock schlägt. Sein reformpädagogischer Ansatz ist für die damalige Zeit etwas ganz Besonderes. Emil Lang kann auch unterrichten, ohne viele Strafen zu verteilen. Das bestätigt auch sein Sohn Klaus Lang: „Wenn ich durch das Dorf gehe, treffe ich immer wieder Personen, die früher von meinem Vater unterrichtet wurden. Viele von ihnen erinnern sich noch heute gerne an ihn zurück“. So verdient sich Emil Lang über die Jahre viel Respekt in der Dorfgemeinschaft und der zunächst unübliche Ansatz, die Kinder ohne körperliche Strafen zu unterrichten, wird auch von den Eltern akzeptiert. „Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass er zu seinen Schülern ein schlechtes Verhältnis hatte. Es lag an der Art meines Vaters“, so Klaus Lang.
Ein Klassenzimmer aus den 50er Jahren aus der Sicht eines Schülers. Die Schüler sitzen geordnet nach der Klasse auf Holzbänken vor alten Holztischen. In der rechten Ecke des Raumes kann man ein Klavier sehen, auf dem die Lehrer ab und zu Musik spielen.

Ein Klassenzimmer aus den 1950er Jahren. Die Kinder sitzen auf Holzbänken und schreiben auf Holztafeln.

Und auch außerhalb der Schule sieht Emil Lang, der wie es zu der damaligen Zeit üblich ist, zwei Instrumente spielen kann, von einer Erziehung durch Gewalt ab. Als die Schule um 12 Uhr vorbei ist, geht Emil Lang regelmäßig in den an die Schule angrenzenden Garten und erledigt Gartenarbeiten. „Mein Vater hat Schule und Privatleben getrennt und die Erziehungsmethoden nicht zuhause angewandt. Es wurde auch nicht über die Schule geredet“, erzählt Klaus Lang.

Emil Lang ist seiner Zeit weit voraus

Im Vergleich zu der heutigen Zeit, verändern sich der Bildungsanspruch und die Erziehungsmethoden stark. Dennoch ermöglichen die Schulen in den ländlichen Regionen durch das Engagement der Lehrenden vielen jungen Menschen neue Lebensperspektiven. Emil Lang ist zudem mit seinen gewaltfreien Lehrmethoden den anderen Lehrern seiner Zeit weit voraus. Für alle Interessierten gibt es im Schulmuseum in Bohlenbergerfeld die Möglichkeit, sich alte Klassenräume aus den Jahren um 1910 und 1950 anzuschauen. Zudem gibt es dort auch Lehrmaterial und Bilder aus dieser Zeit zu sehen. Vorbeischauen lohnt sich.   Erfahre mehr über andere spannende Persönlichkeiten
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