„Kinder brauchen Vorbilder nötiger als Kritiker“

von Felix Strickmann

„Kinder brauchen Vorbilder nötiger als Kritiker“, sagte einst Joseph Joubert. Ein Mann, der in vielerlei Hinsicht ein Vorbild war und auch heute noch ist, ist Emil Lang. Zu seiner Lebzeit, ist es nicht immer einfach seine Träume und Wünsche zu verwirklichen. Auf dem Weg, den Traum vom Lehrer sein umzusetzen, muss er etliche Steine aus dem Weg räumen. Nach seiner ersten Lehrerprüfung wird Lang als Kriegsgefangener in Sibirien festgehalten. Zu dieser Zeit ist sein Traum auf Eis gelegt. Und auch nachdem er 1948 aus der Gefangenschaft kommt, ist es undenkbar, die Lehrerausbildung fortzuführen. Emil Lang muss bei null anfangen. Er kommt in die Nähe von Lüneburg, wo er in einer Ölraffinerie arbeitet. Durch den ständigen Kontakt zu Öl erkrankt er an Ölkrätze. Bis 1950 hält er sich mit der Lese von Blaubeeren über Wasser. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits 36 Jahre alt.
Mit Blumen verzierter Rohrstock auf einem Lehrerpult. Im Hintergrund sind die Holzbänke der Schüler zu sehen. Die Schüler tuen dies üblicherweise am Geburtstag des Lehrers

Rohrstock verziert mit Blumen. Dies tuen die Schüler üblicherweise am Geburtstag des Lehrers.

Ein Fahrrad, das alles ändern sollte

Doch im selben Jahr beschließt Emil Lang nach Zetel zu gehen, wo er dann auf den dortigen Gemeindedirektor trifft. Dieser gibt ihm ein Fahrrad, mit dem Lang nach Bohlenbergerfeld in die Schule fährt. Dort beginnt er seine Ausbildung zur zweiten Lehrerprüfung. Während er tagsüber selbst vor der Klasse steht und sich um seine Familie kümmert, ist er ehrgeizig genug, um nachts noch zu lernen und sich weiterzubilden. Auch diese Zeit ist nicht einfach für ihn. So erzählt sein Sohn Klaus Lang, dass sein Vater sich oft mit Alkohol die Arme einreibt, um seine Schmerzen von der Ölkrätze zu lindern. Der ganze Aufwand zahlt sich jedoch schlussendlich aus. Lang besteht die zweite Lehrerprüfung und darf sich endlich Lehrer nennen. Doch sein Ehrgeiz reicht noch viel weiter. Nur sieben Jahre später wird er sogar Schulleiter in der Nähe von Bremerhaven. Später dann auch in Zetel und Bohlenbergerfeld. Die Geschichte von Emil Lang zeigt, wie man trotz Umwegen, mit genug Ehrgeiz und Willensstärke seine Ziele verwirklichen kann. Das macht ihn zu einem großen Vorbild. Aber auch als Lehrer ist er ein Vorbild. Er ist mit seinen reformpädagogischen Ansätzen den anderen Lehrern zu der Zeit schon weit voraus.   Erfahre mehr über spannende Persönlichkeiten
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