Von Jarno Schwarze und Abdulrahman Hasan
aus dem Modul Journalistische Grundlagen 2

Wieder und wieder kam die Debatte um die Umbenennung des Bontekais auf, doch immer noch ehrt Wilhelmshaven mit dem Namen Friedrich Bonte. Unsere Studierenden Jarno Schwarze und Abdulrahman Hasan haben zu dem Thema recherchiert und sich eine klare Meinung gebildet.
Auch nachdem es über die Jahre bereits mehrmals aufkam – der Bontekai ist immer noch nach Friedrich Bonte, einem Kriegsverbrecher, benannt. Das sollte schon lange anders sein. Ein so wichtiger Ort in Wilhelmshaven, der Schauplatz für große Events wie das „Wochenende an der Jade“, trägt auch heute noch diesen Namen.
Wir schauen uns um: Am Bontekai kreischen die Möwen, das Wasser im Hafen rauscht. Touristen und Bewohner gehen am Wasser entlang und genießen den Tag. Schiffe liegen am Bontekai. Eigentlich könnte nichts diesen schönen Tag trüben … bis man sich dann fragt: Wer war eigentlich dieser Mann, nach dem der Kai benannt ist?

Nun hängt seit fast 80 Jahren nach Kriegsende immer noch der Name „Bonte“ am Kai. Friedrich Bonte fiel 1940 als „Führer der Zerstörer“ für das nationalsozialistische Deutschland mit seiner Flotte in das neutrale Norwegen ein. Mit einem Verband aus 10 Zerstörern wurde also ein Land angegriffen, das nicht am Krieg beteiligt war. Bei diesem Angriff kamen er und viele Weitere um. Da vorher nicht der Krieg erklärt wurde, macht ihn das zum Kriegsverbrecher. Von den Nazis wurde er zur lokalen Propaganda-Figur gemacht, zu Ehren seiner die Gazelle-Brücke im Hafen zur ,,Kommodore-Bonte-Brücke“ umbenannt. Nach dem Krieg wurde die Strecke zwischen KW- und Deichbrücke zum Fischereihafen und später zum Kanalweg. Doch seit 1999 heißt die Promenade offiziell Bontekai. Reichen nun Schilder zur Aufklärung oder sollte man zur Umbenennung greifen?
Natürlich sind mit beiden Optionen Kosten verbunden. Die geschichtliche Aufarbeitung hat allerdings auch einen hohen Wert. Lukas Borgmann von der Stadtverwaltung und der „Partei“ Wilhelmshaven findet, der Name sei nicht mehr tragbar: „Dinge beim Namen nennen, Nazikai statt Bontekai.“ Bonte hatte eine steile Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus. Von 1933 bis 1939 wurde er vom Korvettenkapitän zum Führer der Zerstörer. Einen Vorschlag zur Umbenennung gab es gerade 2023. Der Name Köbiskai wurde vorgeschlagen. Damit könne man die Soldaten Albin Köbis und Max Reichpietsch ehren, die sich im ersten Weltkrieg ihren Befehlen widersetzten und somit Proteste gegen die Kriegsführung anstießen. Dieser Vorschlag ging jedoch wieder unter. Dass man immer noch den Namen Bontekai beibehält, wundert ebenso Lukas Borgmann: „Viele, die sich mit der Geschichte Wilhelmshavens und Deutschlands beschäftigen, und jeder, der offen durch die Gegend läuft, sollten ein Interesse daran haben, dass wir keinen Kriegsverbrecher ehren.“ Denn mit dem Überfall richtete er in einer verlustreichen Schlacht großen Schaden im neutralen Land an. Von den Nationalsozialisten wurde er nach seinem Tod als tapfer, heldenhaft und unerschrocken dargestellt. Die Verkündung in der Zeitung aus dem Juni 1940 zur Umbenennung der Gazelle-Brücke in die Kommodore-Bonte-Brücke stellt ihn als Kriegsheld dar.
Die aktuelle Geschichte des Bontekais beginnt 1999. Denn am 27.01.1999, über 50 Jahre nach Kriegsende, am Holocaust-Gedenktag, machte der Stadtrat diesen Beschluss offiziell: „Der Weg am Nordufer des Großen Hafens von der Deichbrücke bis zur KW-Brücke erhält die Bezeichnung Bontekai.” Somit machte man die vorherigen Bemühungen, Nazi-Altlasten aus dem Straßenbild zu entfernen, wieder rückgängig.
Es ist also höchste Zeit, zu handeln. Nicht nur sollte man sich mehr Gedanken über diesen Namen machen, sondern es sollte genauso darauf aufmerksam gemacht werden, was falsch läuft. Der Name Bontekai ist schon lange fragwürdig, vor allem an so einem wichtigen Platz für Events und Tourismus der Stadt Wilhelmshaven. Obwohl das Thema schon aufkam, ist momentan wieder Ruhe um die Umbenennung des Kais eingekehrt. Ebenso steht nichts in Planung. Wir meinen: Das sollte hinterfragt werden; man darf dem Problem nach so vielen Jahren nicht mehr aus dem Weg gehen.

Unsere Studierenden haben noch zu weiteren Straßennamen in Wilhelmshaven recherchiert. Fortsetzung folgt.