von Lena Kümmel
Alex und Lovis reisen als „Interabled Duo“ durch die Welt – wie sie als Team alle Schwierigkeiten meistern und ihre Botschaft in die Welt tragen.
Schon in der Schulzeit waren Alex und Lovis ein Team. Seitdem sind sie enge Freunde und haben schon kleinere gemeinsame Reisen hinter sich. Zusammen setzen sie sich für Inklusion ein und hosten seit 2021 ihren eigenen Podcast „Hürdenläufer“. Dieses Jahr haben sie ihr Studium beendet und sind im Oktober in ihr bisher größtes Abenteuer gestartet. Allein in den ersten vier Wochen ihrer Reise waren die beiden in Istanbul, im Oman, in Singapur und in Australien.
Manchmal treffen mich Ideen wie ein Blitz, mein ganzer Körper knistert in diesen Momenten förmlich vor Energie. Dann sprudelt mir so eine Idee halb ernst, halb scherzhaft heraus und ich frage in einem frechen, angriffslustigen Ton etwas bis dahin Unvorstellbares: "Was hältst du davon, wenn ich nach meiner Masterarbeit eine Weltreise mache?"
Alexander Källner (24) in einem Blogeintrag über seinen großen Traum
Alex und Lovis begeben sich jedoch nicht auf eine gewöhnliche Weltreise. Oder eben doch? Alex ist mit der schweren körperlichen Behinderung namens ‚AMC‘ zur Welt gekommen und ist auf die tägliche Unterstützung anderer angewiesen. Auch Lovis erlebt durch seine ADHS-Diagnose in seinem Alltag immer wieder Hürden. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, anderen zu zeigen, dass man auch als „Interabled Duo“ alles schaffen kann, wenn man sich gegenseitig hilft.
Die zwei Abenteurer gehen die Reise mit einer großen Gelassenheit an. Eine grobe Route haben sie sich überlegt, aber das meiste entscheiden sie spontan. Da kam es auch schonmal vor, dass sie am Ankunftsflughafen erst nach einer Unterkunft für die nächsten Tage geschaut haben. Vor der Abfahrt kam kurz der Gedanke auf, ob eine Europareise finanziell und in Sachen Sicherheit von Vorteil wäre, doch das wurde schnell wieder verworfen. Alex und Lovis wollen ganz raus aus der europäischen Blase, komplett neue Kulturen erleben und sich kopfüber in neue Herausforderungen stürzen.
Ihre Reise dokumentieren sie in einem Blog, sie drehen YouTube-Videos und produzieren Content auf Instagram und TikTok. Das Geschichtenerzählen liegt besonders Lovis am Herzen. Er liebt es, sich mit anderen auszutauschen und von seinen Erfahrungen zu erzählen. Für ihn stand von Anfang an fest, die Erlebnisse der Reise an die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei wollen sie sich außerdem für eine Welt einsetzen, in der Inklusion nicht die Ausnahme, sondern der Standard innerhalb einer jeden Gesellschaft ist. Mit diesem Gedanken sind sie vor und nun auch während der Reise immer wieder an Unternehmen herangetreten, um Sponsoringpartner zu finden.
Die Finanzen sind eine der großen Schwierigkeiten auf ihrer Reise. Klassisches „Work and Travel“ mit Stationen wie „Orangen pflücken in Australien“ ist für Alex körperlich nicht möglich. Und für Lovis fällt es dadurch raus, dass er sich rund um die Uhr um Alex kümmert, ihn bei alltäglichen Aufgaben unterstützt. Durch Vorträge in Unternehmen, wie man die Welt inklusiver gestalten kann, wollen sie ihre Expertise zum Thema weitergeben und sich die Reise finanzieren. Daneben die eigene Medienpräsenz aufzubauen und organisatorisch immer einen Schritt voraus zu sein, raubt viel Zeit und Kraft.
„Man darf nicht vergessen, dass Reisen auch für andere schon sehr anstrengend ist. Und bei uns kommt dann nochmal ordentlich was obendrauf“, erzählt Lovis. Die ersten Woche der Reise mussten die beiden erstmal eine Balance zwischen Arbeiten, Organisation und Freizeit finden. Und alles auf einmal geht dann trotzdem nicht. „Ich verzichte auch oft auf Sachen, die ich zuhause machen würde, wofür ich aber Hilfe brauche. Damit Lovis auch mal etwas entlastet ist, nehme ich dann auch mal mehr Anstrengungen auf mich“, sagt Alex.
Was ihr Motto auf dieser Reise ist? „Überleben!“, sagt Alex und lacht. Für die beiden steht im Vordergrund, sich für ihr Herzensthema einzusetzen. „Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen und zeigen: so kann eine Weltreise auch aussehen! Menschen mit Behinderung können genauso viel erreichen. Wenn wir ein paar Leute damit überzeugen können, ist mein Ziel erreicht“, sagt Lovis.
Ihre nächste Station ist nun Neuseeland – dort reisen sie mit einem Campervan durch das Land. Für Alex und Lovis steht Teamwork an erster Stelle. Was auch immer für Überraschungen sich auf ihrer Reise ergeben werden, eins haben sie sich versprochen: sollte einer aus welchem Grund auch immer nicht mehr können, werden sie die Reise abbrechen – gemeinsam. Klar ist, mit soviel Zusammenhalt und Positivität werden die beiden noch eine unvergessliche Zeit haben.
Reise für eine inklusivere Welt
Auf ihrer Weltreise erleben Alex und Lovis jede Menge Höhen und Tiefen. Ein Gespräch über alltägliche Hürden, Inklusion und große Träume.
Wer die Reise von Alex und Lovis verfolgen will, kann ihre Storys und Vlogs auf YouTube ansehen oder ihren Podcast hören: