Das Museumsdorf Cloppenburg entführt uns in die Welt der Menschen vor hunderten Jahren
von Sabrina Holthaus
aus dem Modul "Schwerpunkt Fachjournalismus"
Es ist kühl in den alten Gebäuden, durch die wir uns stöbern. Noch immer riechen sie nach dem Rauch der Feuerstelle, die vor über hundert Jahren die Häuser warmhielten. Zwischendurch machen wir eine Pause beim Backhaus und probieren ein Stück Butterkuchen. Das Museumsdorf Cloppenburg ist eine Reise in die Vergangenheit mit allen Sinnen.
So viel Auslauf hat man in einem Museum selten: Das Museumsdorf Cloppenburg ist das größte Freilichtmuseum in Niedersachsen und beherbergt rund 60 historische Gebäude vom Mittelalter bis in die 80er. Im ganz eigenen Tempo kann man sich hier von Haus zu Haus bewegen und in das Leben der Menschen vor uns eintauchen. Zu der Dauerausstellung kommen kleinere wechselnde Ausstellungen sowie Veranstaltungen wie die Historische Dorfkirmes.
„Saturday Night Fever“ in der Kult-Disco
Gleich zum Anfang unseres Besuchs „versacken“ wir in der Kult-Diskothek „Zum Sonnenstein“, dem neusten Ankömmling im Museumsdorf. Zwischen den Möbeln und den abgespielten Stimmen fühlt man sich direkt in die 50er bis 80er versetzt, in denen die Disco im Betrieb war. Die Musik macht ihr übriges selbst. Aus zahlreichen Klassikern kann man seine Favoriten am DJ-Pult auswählen. Dazu lädt eine bunt-leuchtende Tanzfläche dazu ein, seine besten John-Travolta-Tanzschritte zum Besten zu geben.
Weiter in die Vergangenheit
Danach geht unsere Zeitreise weiter in die Vergangenheit. Schließlich haben wir noch einige Gebäude und damit auch einiges an Laufweg vor uns. Diese Reise führt uns zurück bis in das Jahr 1480. Aus dieser Zeit stammt das älteste Gebäude des Museums: Ein Lehmspeicher, der etwas versteckt und recht schief am Rande des Museumsdorfes steht. Wir kommen vorbei an Pferden und Schweinen, Bienenwiesen und alten Obstbäumen. Das Museum ist lebendig.
In den Häusern steht die Zeit still
Schon bald geht es für uns in die ersten Höfe, die über 100 Jahre alt sind. Dennoch sehen sie oft so aus, als hätte man sie gerade erst verlassen. Zwischendurch bemerken wir, dass sie etwas von Puppenhäusern haben, was vermutlich sowohl an den kleinen Türen, unter denen wir uns durchbücken, aber auch an der Einrichtung liegt. Die Einrichtung ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und jedes Stück erzählt einen weiteren kleinen Teil der Geschichte der Menschen, die einst in den Häusern gelebt haben. Das Einzige, was uns fehlt, sind Infoschilder. Diese findet man nämlich nur sehr selten. Des Öfteren stehen wir so vor Dingen, ohne wirklich zu wissen, was wir genau gerade betrachten. Wir empfehlen deshalb, sich bei seinem Besuch einen Museumsführer mitzunehmen.
Wie kommt ein Haus in das Museumsdorf?
Was im ersten Moment wie ein einziges Dorf wirkt, das die vielen Jahre überstanden hat, ist in Wirklichkeit das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Denn keines der Gebäude stand ursprünglich im Museumsdorf, sie sind in dieses versetzt worden. An ihrem Ursprungsort werden sie vermessen und detailreich fotografiert, bevor sie Stein für Stein abgebaut und an ihrem jetzigen Standort in Cloppenburg wieder aufgebaut werden. In diesen Umzug mit einbezogen sind die erhaltenen Möbelstücke und Dokumente des jeweiligen Hauses.
Eine einzigartige Erfahrung
Zusammenfassend haben wir unseren Tag im Museumsdorf sehr genossen. Es ist eine einzigartige Erfahrung, die man mit allen Sinnen erleben kann. Besonders empfehlen wir es für Kinder, da man nicht so still wie in typischen Museen sein muss und die Wege zwischen den Häusern reichlich Platz zum Austoben bieten. Doch auch für die Großeltern ist dies keine Herausforderung. Es gibt reichlich Sitzmöglichkeiten und alles ist barrierefrei zugänglich. Es lässt sich erkennen, dass das Team des Museumsdorf dieses mit viel Elan und Zuwendung geschaffen hat und fortlaufend weiter ausbaut. Das Ergebnis sucht unserer Meinung nach seines gleichen.