Sind Airbnb-Angebote doch nicht mehr so hoch im Kurs?

Von Benno Michaelsen und Anneke Stölting

aus dem Modul "Datenjournalismus"

Stadt, Datum und Preiswunsch angeben und mit nur einem Klick folgt ein Angebot dem nächsten. Eine Vielzahl an lockt mit günstigen Mietwohnungen für eine flexible Zeit. Stimmen werden lauter und sprechen sich gegen Unternehmen wie z.B. Airbnb aus. Solche Firmen bieten einen Mehrwert für Anbieter:innen und Nutzer:innen, doch zu welchem Preis? Airbnb-Inserate stehen im Wettbewerb zu Hotels, Ferienhäusern und Hostels. Durch kommerzielle Nutzung werden Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen. Städte wie Hamburg und Berlin wehren sich mit Gesetzen. Wie hat sich die Lage in den letzten Jahren entwickelt?

Einflüsse auf den deutschen Wohnungsmarkt

Stell dir vor, du wohnst in Berlin Mitte, fährst vielleicht für zwei Wochen in den Urlaub. Der war aber schon teuer genug und deswegen möchtest du dir noch ein wenig „Taschengeld“ dazu verdienen. Dann hast du mit Airbnb die Möglichkeit, deine eigenen vier Wände für diese Zeit einer fremden Personen zur Verfügung zu stellen – sozusagen eine Win-Win-Situation. Viele machen aber auch ein Nebengeschäft daraus und bieten Zimmer oder ganze Wohnungen permanent an. Gerade die drei Großstädte Hamburg, Berlin und München standen für so eine Vermietung hoch im Kurs. So gab es im Januar 2019 in Berlin 15.227 Inserate. Die Anzahl der Inserate hat sich mittlerweile mehr als halbiert. Im Januar 2023 gab es nur noch 7.305 Inserate. In Hamburg und München ist ein ähnlicher Rückgang zu sehen.

Gesetze als Chance zur Regulierung

Der Rückgang spiegelt sich auch in der Anzahl der angebotenen Nächte wider. Das sind alle Nächte, die Nutzer:innen in dem Monat hätten buchen können. Im Jahr 2019 beispielsweise gab es in München 109.946, in Hamburg 113.547 und Berlin 308.402 verfügbare Nächte. Aber die Zahlen von heute, dem Jahr 2023, sehen wieder anders aus. In allen drei Städten ist ein großer Rückgang zu sehen. Die Anzahl der angebotenen Nächte hat sich im Vergleich zu 2019 um die Hälfte, teilweise sogar mehr, verringert – Hamburg (-57 %), München (-47 %), Berlin (-51 %). Wodurch kommt das zustande?

Bundesweit haben sich die Länder Gedanken gemacht, um Wohnraum gleichermaßen für jeden zur Verfügung stellen zu können. Die Lösung lautet: Zweckentfremdungsverbot. Das bedeutet in Berlin beispielsweise, dass Wohnraum nur mit einer Genehmigung der zuständigen Behörde anderweitig verwendet werden darf. Wenn du deine Wohnung also für einen bestimmten Zeitraum untervermieten möchtest, musst du beachten, wie groß der untervermietete Anteil deiner Wohnfläche ist: Bei maximal 49 % der gesamten Fläche benötigst du keine Genehmigung für eine Untervermietung. Übersteigst du diesen Anteil, musst du eine Genehmigung einholen. Das Gesetz besteht in Berlin seit 2014, es wurde noch einmal im Jahr 2018 verschärft. Seit August 2018 musst du in deinem Inserat deine Registriernummer mit angeben, denn ansonsten kann es zu hohen Geldstrafen kommen. Auch in Hamburg und München gelten diese Regelungen. Seit 2018 wurden die Gesetze kontinuierlich verschärft, womit die sinkenden Zahlen zu begründen wären.

Äußerliche Einflüsse und Auswirkungen auf das Airbnb-Geschäft

Im Allgemeinen ist ein schleichender Prozess des Rückgangs in allen drei Städten erkennbar. Fraglich ist, wie groß der Einfluss der Corona-Pandemie war. Während es in Hamburg im März 2019 noch 66.059 gebuchte Nächte waren, sind die Zahlen im Jahr 2020 um ca. die Hälfte (31.526) und im Jahr 2021 um ca. ein Fünftel (12.556) gesunken. Gebuchte Nächte ist die gesamte Anzahl an Nächten, die belegt waren. Aber gerade auch in Berlin ist ein enormer Rückgang in den Monaten Oktober und November im Jahr 2020 zu verzeichnen. Zur selben Zeit hat die Regierung in Deutschland einen Teil-Lockdown mit bestimmten Einschränkungen bei Kontakten und Freizeitaktivitäten beschlossen, um – zum damaligen Zeitpunkt – die zweite Infektionswelle der Corona-Pandemie zu brechen. Darin zeigt sich, dass die Nachfrage durch äußerliche Umstände beeinflusst werden kann. So stiegen die Zahlen im Sommer 2021 wieder ein wenig an – im August 2021 lag die Zahl der gebuchten Nächte bei 115.322. Grund hierfür könnten die rückläufigen Corona-Zahlen und damit verbundenen Lockerungen sein. Es war wieder mehr möglich, die Bürger:innen sehnten sich nach Abwechslung, wieder Reisen zu können und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Apropos genießen: Richten wir einen Blick auf die Stadt München und ihre Zahlen Ende September/Anfang Oktober – Stichwort „Oktoberfest“. Es fand vom 21. September bis 6. Oktober statt, dass spiegelt sich auch in den Daten wider. Von August bis September 2019 stieg die Anzahl der verfügbaren Nächte von 112.063 auf 177.337 Stück. Während in den Jahren 2020 und 2021, wo aufgrund von Corona nicht auf der Wies’n gefeiert werden konnte, die Zahlen relativ konstant geblieben sind. Im September der beiden Pandemie-Jahre lag die Menge der Inserate ungefähr auf demselben Niveau (etwas mehr als 27.000). So kletterten die Angebote wieder in die Höhe, als das Oktoberfest 2022 vom 17. September – 3. Oktober wieder in die nächste Runde ging.

Trotz sinkender Nachfrage steigen die Mietpreise

Auffällig ist auch, dass sich Angebot und Nachfrage in Berlin, Hamburg und München spiegeln. Die Zahlen der jeweiligen Stadt bewegen sich ungefähr in die gleiche Richtung – sie sinken. Wobei hier auch wichtig zu erwähnen ist, dass das Angebot die Nachfrage in allen Städten überwiegt, wie beispielsweise in Hamburg. So gab es im Januar diesen Jahres (2023) 45.446 verfügbare Übernachtungsmöglichkeiten, während nur ca. die Hälfte (24.549) der Nächte gebuchten worden sind. Im Verhältnis dazu haben sich die Preise in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. In Hamburg gab es eine Preissteigerung von 71 %, in Berlin waren es ganze 93 %. Während die Preise in München um ca. die Hälfte (52 %) gestiegen sind – dem zu Grunde liegen die generell hohen Mieten. Stichwort: Inflation – neben höheren Lebensmittelkosten, Öl- und Gaspreisen, macht sich die Inflation unter anderem auch in den Mietpreisen bemerkbar.

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die Anzahl der Inserate von Airbnb zurückgehen und nicht der einzige ausschlaggebende Grund für den Mangel an Wohnungen sind. Airbnb hat sich offenbar noch nicht von der Corona-Pandemie erholt, doch seit dem Einbruch im Jahr 2020 ist ein Aufwärtstrend erkennbar.

Die Daten entstammen von dem Unternehmen AirDNA / airdna.co. AirDNA sammelt und analysiert Daten und Informationen über Airbnb und andere Ferienvermietungsplattformen aus verschiedenen Quellen, einschließlich öffentlicher Aufzeichnungen, APIs von Drittanbietern und benutzerbezogener Informationen. Wir haben sie auf Anfrage erhalten und eigenständig Visualisierungen angefertigt.

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