Lokale Legende: Peter Ibrom lebt für den Sport

von Lena Kramer

aus dem Modul "Journalistische Grundlagen 2"

Nach über 20 Jahren legt Peter Ibrom sein Ehrenamt nieder, die Zukunft der Beachvolleyballanlage ist ungewiss.

Peter Ibrom ist wortwörtlich auf dem Sportplatz geboren. Und das merkt man. Für sein gehobenes Alter ist der grauhaarige Senior in seiner grünen Arbeitskleidung überraschend flott unterwegs. Unermüdlich kehrt er an einem eisigen Novembermorgen das Laub vom Rasen der Sportanlage an der Freiligrathstraße – im strömenden Regen. Doch schlechtes Wetter kennt der 82-Jährige, der sich seit 22 Jahren ehrenamtlich um die Pflege der Beachvolleyball-Anlage kümmert, nicht. Im Gegenteil: Er genieße es, bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten; im Sommer sei die Anlage „der schönste Strand von Wilhelmshaven“. Dass er für seine Arbeit kein Geld bekommt, störe Peter Ibrom ebenfalls nicht. „Was ich bezahlt bekomme, ist die frische Luft“, schwärmt er mit einem Lächeln auf den Lippen und wirft einen Blick auf seine Schubkarre, die für die Uhrzeit von zehn Uhr schon gut mit Laub gefüllt ist.

Peter Ibrom an der Beachvolleyballanlage in Wilhelmshaven
Die Beachvolleyballanlage ist Peter Ibroms ganzer Stolz. Foto: L. Kramer

Abschied von einer Ära: Peter Ibroms letzte Saison

Gerade im Herbst gibt es auf der Anlage viel Arbeit – viel Arbeit, die bald jemand anderes erledigen muss, denn Peter Ibrom legt sein Amt nach dieser Saison nieder. Seine Arbeiten beinhalten alles rund um die Beachvolleyball-Anlage. Neben dem Herbstlaub, das Peter Ibrom wie in jedem Jahr sorgfältig beseitigt, kümmert er sich auch um den Schutz der Beachvolleyballfelder. Zum Ende der Saison bedeckte der Ehrenamtler mit 16 Helfern die Felder mit riesigen schwarzen Planen. Zum Sichern schleppte er mit den eifrigen Helfern 25 Kilogramm schwere Steinplatten und verteilte sie auf den Planen. „Das war eine wirklich mühsame Arbeit“, schildert Peter Ibrom.

Die Anlage: Ein Ort voller Erinnerungen

Peter Ibrom ist aber nicht nur Platzwart, es verbindet ihn weitaus mehr mit der Anlage. „Meine Großeltern haben seit 1924 dort drüben gewohnt und ich bin dort geboren und aufgewachsen“, erzählt Peter Ibrom und zeigt auf ein kleines schwarzes Häuschen unweit der Beachvolleyball-Anlage. Denn was heute ein riesiger Sportpark ist, war früher eine Marine-Sportanlage und die sechs von Ibrom leidenschaftlich gepflegten Beachvolleyball-Felder bildeten das zugehörige Freibad. Unzählige Erinnerungen hängen an der Anlage, die bis in die frühe Kindheit des fröhlichen Seniors zurückgehen: „Eigentlich durften ausschließlich Marine-Soldaten im Freibad schwimmen, aber mein Großvater hat mir erlaubt, auch manchmal ins Wasser zu springen.“

Über seinen Großvater berichtet Peter Ibrom gern, denn dieser war nicht nur Platzwart der Anlage, sondern auch Wilhelmshavens allererster Greenkeeper. Ibrom selbst war 42 Jahre bei der Marine beschäftigt. „Aber ich habe nur sechs Jahre als Berufssoldat gearbeitet, die restliche Zeit war ich Programmierer“, merkt er an. Dabei zieht er wie selbstverständlich sein klingelndes Smartphone aus der Tasche, um einen Anruf seiner Frau entgegenzunehmen. „Die Chefin ruft an“, ruft er lachend.

„In all den Jahren hat sich hier einiges getan“

Nachdem das kurze Telefonat beendet ist, bittet der technikaffine Senior zum Aufwärmen in sein geliebtes Büro, in dem heutige Olympialegenden als Kinder ihre Spielergebnisse verfolgt haben. Dass hier Sportgeschichte geschrieben wird, lässt sich nicht verleugnen. Glänzende Pokale stehen fein säuberlich aufgereiht auf einem Holzregal, in einer Ecke liegt ein Netz voller Volleybälle. Plakate und Bildaufnahmen hängen eingerahmt an den Wänden und zu jedem Foto gibt es eine Geschichte, die Ibrom mit Freude erzählt. „In all den Jahren hat sich hier einiges getan“, kommentiert er eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die das alte Marinefreibad zeigt. Auch seinem Büro sieht man diese Entwicklung an. Mittlerweile ist das Büro mit moderner Technik eingerichtet, die Peter Ibrom benötigt, um den Spielbetrieb möglichst reibungslos zu gestalten, denn auch die Organisation und das Durchführen von Turnieren zählen zu seinen Aufgaben. Zu Turnierzeiten verbringt er meist den ganzen Tag auf der Anlage. „Aber ich bin natürlich auch gern bei meiner Frau. Sie freut sich schon, wenn ich meine Tätigkeit hier endlich niederlege.“

Familie und Ehrenamt: Eine Balance in Peter Ibroms Leben

Der geborene Wilhelmshavener ist durch und durch ein Familienmensch. Mit einem Strahlen in den Augen erzählt er von seinen Liebsten, denen er bald mehr Zeit schenken will. Seine Frau, die er in die Tätigkeiten rund um den Beachvolleyball einbindet, beschreibt Ibrom als seine Stimme der Vernunft: „Nicht selten erinnert sie mich daran, dass ich auch ein gewisses Alter habe und auf meine Gesundheit achten muss: nicht so viel Stress, gesunde Ernährung, auch mal Pause machen.“ Der sichtlich zufriedene Ehemann ergänzt stolz: „Und bei Turnieren kümmert sie sich um die Verpflegung der Spieler und Zuschauer.“ Zu seinen zwei Töchtern, die mittlerweile in Stuttgart und Braunschweig leben, pflegt er trotz der Entfernung ein ebenso inniges Verhältnis. Auch die Leidenschaft für den Sport verbindet sie. „Die beiden spielen von klein auf Beachvolleyball. Mir und meiner Frau war es immer wichtig, dass unsere Kinder Spaß an Bewegung haben.“

Die Bedeutung der sportlichen Förderung für die Jugend

Dass Kinder und Jugendliche sich mit Freude bewegen, ist Peter Ibrom ein wichtiges Anliegen. Besonders mit dem Besuch von Schulklassen verbindet der ehemalige Volleyballer schöne Erinnerungen: „Einmal hat mich ein Mädchen angerufen, das hier vormittags mit ihrer Klasse Sportunterricht hatte. Sie wollte unbedingt Volleyball spielen. Als ich fragte, wie lange sie denn schon spielt, antwortete sie: Heute war das erste Mal, aber es hat mir so einen großen Spaß gemacht!“ Ibrom steht auf und zeigt auf dem Weg nach draußen auf ein Mannschaftsfoto: „Das ist das Mädchen drei Jahre später bei den deutschen Meisterschaften.“ Die Begeisterung für den Sport fördert er auch heute noch gern und trainiert deswegen noch immer junge Menschen im Volleyball. Er selbst spielt nur noch selten, denn er sei „ja auch nicht mehr der Jüngste“.

Ein Blick in die Zukunft: Die Weiterführung der Beachvolleyballanlage

Deswegen sei nun auch die Zeit gekommen, sein Ehrenamt nach über zwanzig Jahren niederzulegen. Doch dass die Beachvolleyballanlage damit ins Ungewisse stolpert, bereite Ibrom Bauchschmerzen: „Ich weiß, dass man nicht sofort jemanden finden kann, der sich so wie ich ehrenamtlich kümmert. Es ist wirklich viel Arbeit.“ Gleichzeitig besorge ihn, dass die sportliche Förderung von Kindern und Jugendlichen so unwichtig für die Stadt zu sein scheine: „Wenn man keinen Ehrenamtler findet, muss die Stadt eben ein bisschen Geld in die Hand nehmen. Auf dieser Anlage trainieren schließlich etliche Kinder und Jugendliche!“

Mittlerweile hat es aufgehört, zu regnen. Eine graue Wolkendecke hängt über der Sportanlage an der Freiligrathstraße. Ibrom lässt seinen Blick über die Anlage schweifen. Schwermut liegt in der Luft, doch der Ehrenamtler wischt die aufgekommenen Zukunftssorgen mit einer Handbewegung zur Seite und posiert strahlend für ein Foto. Dann verabschiedet er sich winkend: „Ich gehe jetzt einen Kaffee trinken. Meine Leute warten schon auf mich!“

Im Winter verbergen sich unter den schwarzen Planen sechs Beachvolleyballfelder, die Herr Ibrom liebevoll pflegt. Foto: L. Kramer
Im April werden die Volleyballplätze zum Saisonbeginn wieder aufgebaut. Foto: Z. Goslar

Eine lokale Legende und ein unersetzliches Vorbild

Man bleibt bewundernd zurück und versteht erst langsam, dass Peter Ibrom mit seinem Engagement, seiner Leidenschaft und seiner Begeisterung viel mehr verkörpert als nur einen Platzwart. Er ist eine lokale Legende, die Generationen von Sportbegeisterten inspiriert hat und mit der Liebe zum Sport, zur Familie und zur Gemeinschaft ein wahres Vorbild ist – ein Vorbild, das niemand zu ersetzen weiß.

Anmerkung vom April 2024: Bisher hat sich noch niemand für das Ehrenamt gefunden. Die Besetzung des Ehrenamtes wird nun im Stadtrat Wilhelmshaven diskutiert.

Autor*in: